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Viel Trotz, wenig Trauer

Mannheim. Die Kampfansage folgte wenige Augenblicke nach dem ersten Kräftemessen. Kent-Harry Andersson wählte seine Worte mit Bedacht – und sprach sie mit Überzeugung aus. Von Ernüchterung keine Spur. „Ich bin sehr zuversichtlich fürs Rückspiel. Wir haben eine gute Ausgangsposition“, sagte der Sportliche Berater der Rhein-Neckar Löwen nach der 28:29-Niederlage seines Klubs gegen den THW Kiel im Viertelfinal-Hinspiel der Handball-Champions-League.

Man mag ihm seine Sätze als Zweckoptimismus auslegen. Andererseits hat gerade der Schwede in seiner Karriere schon so viel erlebt, dass nichts ausgeschlossen scheint. Andersson war sich auf jeden Fall sicher: Die Badener hatten eine Schlacht verloren, aber noch lange nicht den Krieg. Und deshalb regierte bei den Gelbhemden vor allem der Trotz – und weniger die Trauer.

Seine Zuversicht sieht der Sportliche Berater vor allem im Potenzial der Löwen begründet. Gegen die Norddeutschen riefen nicht alle ihr komplettes Leistungsvermögen ab. „Wir können besser spielen. Das haben wir gegen Hamburg im Pokalfinale gezeigt“, meinte Andersson, der im Kieler Heimrecht beim Wiedersehen am Sonntag (17.15 Uhr) keinen Vorteil für den Gegner sieht: „Vielleicht ist sich der THW zu sicher. Wir spielen auswärts nicht schlechter als in eigener Halle.“

Damit das Wunder von der Ostsee tatsächlich Gestalt annimmt, wird sich allerdings Superstar Ólafur Stefánsson steigern müssen. Ausgerechnet im Duell mit den Norddeutschen zeigte der sonst so starke Isländer einen seiner schwächeren Auftritte, wenngleich auch mit einem nicht so guten Stefánsson ein Sieg möglich gewesen wäre. „Wir haben zu viele Chancen ausgelassen“, trauerte Andersson den vergebenen Möglichkeiten nach: „Unsere Außen müssen beim Videostudium fürs Rückspiel genauer hinsehen.“

Unterstützung für Groetzki

Damit war allen voran Patrick Groetzki gemeint, für den Keeper Thierry Omeyer zur unüberwindbaren Wand wurde. „Patrick ist am besten Torwart der Welt gescheitert“, nahm Andersson den Youngster in Schutz: „Diese Partie war hart für ihn. Aber wir müssen uns um Patrick keine Sorgen machen. Er kommt zurück.“

Vielleicht schon morgen (20.15 Uhr), wenn es in der Karlsruher Europahalle gegen den TBV Lemgo geht. Der Unterstützung seiner Kollegen kann sich Groetzki sicher sein. „Wenn bei uns einer Fehler machen darf, dann er“, war Abwehr-Hüne Oliver Roggisch keinesfalls böse auf den 20-Jährigen, der schon viele starke Partien für die Badener gemacht hat und für den es im Kader keinen adäquaten Ersatz gibt. Gerade unter diesem Gesichtspunkt ist die Verpflichtung von Ivan Cupic zur kommenden Saison eine sinnvolle Investition. Den Kampfansagen sollen schließlich irgendwann auch Taten folgen.

Von Marc Stevermüer

 27.04.2010