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Viel Wille, wenig Glanz und sein Sieg (MM)

Mannheim. Die HSG Wetzlar brachte in Kai Wandschneider einen neuen Trainer mit – doch auch dieser Personalwechsel verwirrte die Rhein-Neckar Löwen gestern in der Handball-Bundesliga nicht. Die Badener setzten vor 4268 Zuschauern ihre Siegesserie fort, quälten sich nach tollem Beginn allerdings zu einem mühsamen 28:25 (13:12)-Erfolg. „Das war ein Sieg des Willens“, meinte Trainer Gudmundur Gudmundsson, dem die Erleichterung über das 28:25 (13:12) deutlich anzusehen war. Weniger Freude dürfte ihm indes diese Nachricht gemacht haben: Rechtsaußen Ivan Cupic ist das nächste Opfer des Löwen-Sparkurses, Vive Kielce gab gestern die Verpflichtung des Kroaten bekannt.

Fast zwei Wochen Pause

Bis zum Spitzenspiel beim HSV Hamburg am 10. April verabschieden sich nun fast alle Löwen zu ihren Nationalmannschaften. Gudmundsson ist davon überzeugt, dass die Erfolgsserie nach der Pause fortgesetzt wird: „Ich gehe davon aus, dass meine Spieler damit gut zurechtkommen. Und ich hoffe, dass sich niemand bei den Länderspielen verletzt.“

Schließlich warten in den kommenden Wochen einige knifflige Aufgaben auf die Löwen – auch im EHF-Pokal, in dem es die Badener im Halbfinale mit dem Ligarivalen und Titelverteidiger Frisch Auf Göppingen zu tun bekommen. Das zweite Duell in der Vorschlussrunde bestreiten der SC Magdeburg und der französische Vertreter Dunkerque HB. Die Löwen genießen am 21. April (voraussichtlich 19.30 Uhr/SAP Arena) Heimrecht, das Rückspiel (28./29. April) wird in Göppingen ausgetragen. „Ich erwarte zwei umkämpfte Partien“, sagte Gudmundsson.

Fest steht auf jeden Fall: Gegen die Schwaben werden sich die Löwen besser als gestern präsentieren müssen, wenn sie ins Finale wollen. Die HSG war von Beginn an darauf aus, das Tempo zu verschleppen und lange Angriffe zu spielen. Dabei agierten die Mittelhessen gegen die zu Beginn sehr stabile Löwen-Deckung so planlos, dass sie die Gelbhemden immer wieder zu Gegenstößen einluden: 6:3 führten die Badener (12.), der Vorsprung wurde bis zum 10:5 (19.) sogar noch ausgebaut. Doch dann hielt der Schlendrian mehr und mehr Einzug ins Löwen-Spiel, durchdachte Aktionen gab es bis zur Pause kaum noch – und schon waren biedere Wetzlarer gegen lethargische Löwen beim 13:12 wieder im Geschäft.

Gudmundsson reagierte und brachte zur zweiten Halbzeit Krzysztof Lijewski, der sich mit zwei Fehlwürfen und drei Ballverlusten innerhalb von neun Minuten einführte. Mit viel Wille und wenig Glanz setzten sich die Hausherren trotzdem wieder auf 17:14 (41.) ab. Der ebenfalls nach dem Seitenwechsel gekommene und stark agierende Zarko Sesum brachte zumindest etwas Leichtigkeit ins Spiel.

Ihre Souveränität der Anfangsviertelstunde hatten die Badener dennoch komplett verloren. In Überzahl blieben sie ohne eigenen Treffer, Wetzlar glich zum 20:20 (48.) aus. Pfiffe hallten durch die Arena, doch in der Schlussphase rissen sich die Gelbhemden zusammen: Uwe Gensheimer und Sesum nutzten ihre Chancen, Torwart Goran Stojanovic lief in dieser wichtigen Phase zur Höchstform auf. „Wir können froh sein, dass er so einen guten Tag hatte“, atmete Manager Thorsten Storm durch: „Das war ein echtes Kampfspiel.“

Von Marc Stevermüer