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Von der Rolle schnell wieder zurück in die Spur

Flensburg/Mannheim. Der Stachel saß tief, die Niederlage tat weh – auch gestern noch. Nicht nur Löwen-Torwart Slawomir Szmal suchte nach dem 25:32-Debakel in Flensburg nach Antworten – doch an sicheren Erkenntnissen blieb nur die bitterste von allen. „Wir haben in dieser Saison alle entscheidenden Spiele verloren“, schüttelte der polnische Keeper mit dem Kopf. Und mit der jüngsten Niederlage und dem damit verbundenen Absturz auf Rang fünf könnte nun sogar der letzte Strohhalm Richtung europäischer Königsklasse knicken.

Aufsichtsratschef und Mäzen Jesper Nielsen versuchte es unterdessen mit Trotz. „Diese Mannschaft muss in die Champions League. Das ist ein Champions-League-Team“, setzt der Däne auf die Wiederholung des Prozederes um eine zusätzliche Eintrittskarte für die Ball-Abende des europäischen Handball-Adels. Im Vorjahr reichte dazu Rang vier. Dass die Badener in Flensburg den Beweis dieser Klasse in der „Hölle Nord“ allerdings schuldig geblieben waren, konnte auch Nielsen nicht wegdiskutieren.

Was am meisten verblüffte, war das Leistungsgefälle der Löwen, die sich nach den jüngsten Gipfeltreffen im Pokal und in der Champions League gerade noch auf Augenhöhe mit Hamburg und Kiel gesehen hatten und nun so fürchterlich einbrachen. „Aller guten Dinge sind drei: Torwart, Abwehr, Gegenstoß“, brachte es SG-Trainer Per Carlén auf den Punkt, während Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm die „weichen Faktoren“ wie Leidenschaft und Fan-Unterstützung als weitere Unterschiede ausmachte. Und wenn das Betriebssystem abstürzt, nutzt bekanntlich auch die beste Kader-Hardware nur wenig. „Vielleicht haben wir Flensburg auch ein bisschen unterschätzt“, hatte Nielsen richtig beobachtet, denn lange trugen viele Löwen eine „Das-schaukeln-wir-noch“-Miene über das Spielfeld, bis der Abstand plötzlich nicht mehr einzuholen war. „Indiskutabel“, fiel Rechtsaußen Patrick Groetzki dazu nur ein, „total von der Rolle“, wollte auch Michael Müller nichts schönreden, „ein Tiefpunkt“, befand Trainer Ola Lindgren.

Dem Coach bleibt nun nur wenig Zeit, seine Schützlinge wieder in die Spur zu bringen, morgen (19 Uhr/Europahalle Karlsruhe) steht bereits das Baden-Württemberg-Derby gegen FA Göppingen auf dem Spielplan. „Da müssen wir zurückkommen“, weiß Lindgren, und als ob dieser Vergleich nicht schon brisant genug wäre, liegen die Schwaben durch den Löwen-Fehltritt nun sogar vor den Badenern auf Rang vier und dürfen ihrerseits von der Champions-League-Hintertür träumen.

An diesen Gedankenspielen fand Geschäftsführer Thorsten Storm kein Interesse. „Erst müssen wir mal das Flensburg-Spiel sortieren“, erteilte der Manager zugleich Spekulationen um Oliver Roggischs Zukunft eine Absage, der in Berliner Medien als Füchse-Kandidat gehandelt wurde. „Mit mir hat niemand gesprochen, weder Berlin, noch Olli“, stellte Storm klar, der erst im Frühjahr vorzeitig mit dem Weltmeister 2007 verlängert hatte.

Zudem könnte Roggisch im nächsten Jahr wieder mehr zum Zuge kommen, da Nikola Manojlovic für drei Jahre bei Gorenje Velenje unterschrieben hat. Und nach Slowenien soll es laut „Marca“ auch Carlos Prieto ziehen. In Celje hat nun schließlich „Noka“ Serdarusic das Sagen, der Prieto im Vorjahr als Löwen-Neuzugang durchsetzte, dann aber aus bekannten Gründen nicht nachkommen durfte.

Von Thorsten Hof

 11.05.2010