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Von Großen und denen, die sie ärgern wollen

Eines ist schon vor dem ersten Anpfiff sicher: Langeweile wird es auch in dieser am Wochenende beginnenden Saison der Handball-Bundesliga nicht geben. Titelverteidiger HSV Hamburg und der THW Kiel werden als klare Favoriten gewettet. Die Füchse Berlin und die Rhein-Neckar- Löwen dahinter. In welcher Reihenfolge auch immer.

Doch halt: Der HSV mit dem neuen Trainer Per Carlén und Meistermacher Martin Schwalb nun auf dem Präsidentenstuhl geht zunächst ohne den bei einem Verkehrsunfall verletzten Michael Kraus ins Rennen, ebenso sind Oscar Carlén, Marcin Lijewski und Guillaume Gille angeschlagen. Da kann der Markt schon verlaufen sein, bevor der Kader wieder komplett ist. Beim THW Kiel gibt es nur einen „Neuzugang”. Trainer Alfred Gislason nennt Kim Andersson so, weil der in der vergangenen Saison verletzungsbedingt (Knie, Daumenbruch) weitgehend zum Zuschauen verdammt war. Das Kieler Trikot trägt der Schwede schon seit 2005.

Manager Bob Hanning hat für die Füchse Berlin Evgeni Pevnov von der TSG Ludwigshafen-Friesenheim eingekauft und natürlich Superstar Iker Romero. Wie sich der völlig allürenfreie Spanier allerdings in der Bundesliga durchsetzen wird, ist eine sehr offene Frage. Weder beim FC Barcelona noch in der Nationalmannschaft hatte der 31-jährige Rückraummann zuletzt nennenswerte Spielzeit.

Ähnlich wie den Hamburgern geht es auch den Rhein-Neckar- Löwen. Sie starten am Mittwoch in Großwallstadt, sind sehr zuversichtlich, wissen aber nicht wirklich, wie sie ohne den erkrankten Kreismann Bjarte Myrhol oder die verletzten Ivan Cupic und Torwart Goran Stojanovic durch das Anfangsprogramm kommen werden. Immerhin stehen im September die schweren Heimspiele gegen Kiel und Hamburg an. Wenn Geld entscheidet, dann müsste auch die SG Flensburg-Handewitt ins vordere Geschehen eingreifen können. Mit ihrem Fünf-Millionen-Etat liegt die SG hinter Kiel (9,5), Hamburg (9,0), den Rhein-Neckar- Löwen (7,5), aber vor den Berlinern (4,7).

Der TBV Lemgo, der TV Großwallstadt und der VfL Gummersbach mussten ihre Ausgaben gegenüber dem Vorjahr kürzen und werden sich wohl – nicht nur deswegen – noch hinter FrischAuf Göppingen einreihen. Viel vorgenommen hat sich auch der SC Magdeburg. MT Melsungen, TuS N-Lübbecke und die HSG Wetzlar werden wohl bei ihrer gewohnten Rolle bleiben: Punkte gegen den Abstieg hamstern und so oft es geht die Großen ärgern. Das gilt auch für Hannover-Burgdorf und HBW Balingen-Weilstetten, wo Trainer Rolf Brack seit Jahr und Tag immer wieder ein kleines Wunder vollbringt.

Ein solches werden die drei Neulinge brauchen. Der Bergische HC (2 Millionen), Eintracht Hildesheim (1,8) und vor allem der TV Hüttenberg (0,95), der stark auf den eigenen Nachwuchs setzt. Eingekauft haben sie alle in engen Grenzen. Sie werden es sehr schwer haben, aber einer Sache dürfen sie sich sicher sein: Belächelt werden sie nicht.

Von Dietmar Einzmann