Veröffentlichung:

Von Wadenstreichlern und Wikingerschildern (Mannheim24.de)

Sollten die Handballer der Rhein-Neckar Löwen (RNL) am ersten Spieltag noch Probleme mit den Handgelenken haben, könnte das mit der öffentlichen Pressekonferenz bei Engelhorn Sports zusammenhängen …

Dort schrieben die Akteure des Erstligisten am Dienstagnachmittag eifrig Autogramme.

Alle waren sie gekommen, um sich den Medien und rund 300 treuen Fans in einer äußerst amüsanten und informativen Pressekonferenz zu stellen. Seinen Anteil daran hatte der „beste Hallensprecher der Liga“, Kevin Gerwin. Er setzte Trainerstab und Spieler der RNL gekonnt in Szene und die Sportler selbst bewiesen durchaus Comedian-Format auf der der Bühne im Erdgeschoss des Mannheimer Kaufhauses.

Trainer Nikolaj Jacobsen plauderte über seine ersten Wochen in Mannheim. Anfangs – die ersten zwei Tage – habe ihm das Wetter nicht so gefallen, jetzt fühle er sich wohl, so der Däne, der einen Zweijahresvertrag bei den Löwen unterschrieben hat.

Auf die Frage, was er sich sportlich wünschen würde, meinte Jacobsen ganz unbescheiden: „den Titel holen und möglichst alle Spiele gewinnen“. Er schob nach, dass ein Platz unter den ersten vier angestrebt werde samt Final-Four-Teilnahme. Und dafür werde hart trainiert. So hart, das der ehemalige Kreisläufer und Neo-Co-Trainer Oliver Roggisch witzelte: „Ich wollte ja schon mit trainieren, aber mir ist das zu anstrengend“.

Da bleibt für den 2,02-Meter-Hünen mehr Zeit, sich in die neue Rolle am Spielfeldrand einzufinden. Von dort aus hat er, wenn man Kim Ekdahl Du Rietz Glauben schenken darf, den Blick auf „gute Jungs, die alle top in Form sind“.

Geburtstagsständchen für Mads Mensah Larson

Etwa Mads Mensah Larson, der fünf Tore beim 23:29 gegen den THW Kiel beim Klaus-Miesner-Gedenkturnier verwandelte. Er bekam von den Zuschauern erst einmal ein Ständchen zum 23. Geburtstag gesungen. Das Mensah Larsen seinen Trainer schon kennt – beide kamen von Aaalborg Handbold im Sommer zu den Löwen – ist für den Rückraumspieler ein Vorteil. „Ich weiß wie Nikolaj tickt, das habe ich meinen Mitspielern schon einmal voraus.“

Erster Auftritt von Tim Suton

Großen Applaus bekam bei seinem ersten Auftritt in Mannheim Tim Suton. Der Junioreneuropameister und letztjährige Torschützenkönig der Zweiten Bundesliga freut sich besonders auf die Löwen, „auch wenn der Sprung aus der 2. Liga zu einem Spitzenclub in Deutschland sicher nicht einfach wird.“

Stefan Kneer wiederum freut sich besonders auf das erste Heimspiel in der SAP Arena. Am 24. August um 17.15 Uhr kommt es direkt zum Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club. An seinen letzten Auftritt in Mannheim hat der ehemalige Magdeburger nämlich keine guten Erinnerungen. „Da gab es einen 18:1-Torelauf der Löwen gegen uns, das war ganz schön heftig. Aber jetzt spiele ich ja in der richtigen Mannschaft“, so der Rückraumspieler, der augenzwinkernd andeutete, sich vielleicht doch noch eine neue Rückennummer zu suchen. „Ich habe gehört, dass die Nummer vier bei den Löwen mit ziemlich vielen Zeitstrafen verbunden ist, ich hoffe das wird kein Problem für mich“, so die Anspielung auf Co-Trainer Oliver Roggisch, der bekanntlich in der letzten Saison noch Kneers Rückennummer trug.

Was macht Steinhauser mit Sigurmannsson?  

Amüsant wurde der Schlagabtausch zwischen Stefan Sigurmannsson und Marius Steinhauser. Die beiden teilen sich in der kommenden Saison bei Auswärtsfahrten das Zimmer. Dort herrsche Fotoverbot, richtete Sigurmannsson in Richtung Jungkollege, der gerne mal das ein oder andere Bild schießt. Er habe auch gar keine Zeit zum Knipsen, denn Steinhauser müsse Sigurmannssons Waden massieren, sagte der Isländer mit einem Augenzwinkern. Steinhauser, der noch an einer Knieverletzung laboriert, konterte geschickt: Jetzt wisse man um das Erfolgsgeheimnis von Sigurmannsson, stellte er sein Licht als vermeintlicher Physiotherapeut nicht unter den Scheffel.

Dann bekam der ehemalige Akteur der HG Oftersheim/Schwetzingen gleich nochmal „sein Fett“ weg von Patrick Groetzki. Der Nationalspieler war mit seinem Rechtsaußen-Kollegen im Urlaub – mit dem Wohnmobil. „Ans Steuer habe ich Marius aber nur ungern gelassen, es ist ein komisches Gefühl, wenn man auf der Autobahn plötzlich zwischen zwei Spuren fährt“, erzählte Groetzki, der aber auch einen großen Vorteil an seinem Mitspieler entdeckte: „Zum Geschirrspülen ist er unheimlich gut geeignet“. Über seinen neuen Trainer wusste Groetzki zu berichten, „dass er besser Golf spielt als ich, aber das ist auch nicht schwer“.

Vorfreude auf Zuschauerweltrekord

Linkshänder Harald Reinkind beantwortete die an ihn gestellten Fragen noch auf Englisch, freute sich aber wie seine Kollegen besonders auf den „goldgas Tag des Handballs“ am 6. September in der Commerzbank Arena Frankfurt. „Es wird ein besonderes Spiel für alle von uns, Spieler wie Zuschauer“, so der Norweger zu der Partie, bei der ein neuer Zuschauerweltrekord aufgestellt wird.

Letzte Saison für Bjarte Myrhol

Nicht so glücklich wirkte Bjarte Myrhol. Er wird die letzte Saison für die RNL auflaufen: „Ich möchte aus persönlichen Gründen nach Dänemark zurückkehren“, sagte er. Das zweite Kind sei unterwegs, er wolle näher an der Familie sein und mehr Zeit mit ihr verbringen, begründete er die Entscheidung.

Größere Halle und weniger Haare

Torhüter Bastian Rutschmann musste nicht lange überlegen, als er gefragt wurde, was sich in der Zwischenzeit seit seinem Abgang von der SG Kronau/Östringen im Jahr 2005 und der Rückkehr in diesem Sommer verändert hat. „Die Halle ist größer geworden, und ich habe weniger Haare“, witzelte der Torhüter, der sich zudem freut als Badener und gebürtiger Karlsruher nach den Stationen in Göppingen und Balingen nicht mehr im Schwabenland zu spielen.

Es gibt noch Potenzial

Der „zweitwichtigste Schweizer nach DJ Bobo“ (Zitat Gerwin), Spielmacher Andy Schmid, sieht sowohl bei sich (er war bester Spieler der abgelaufenen Saison) als auch bei der Mannschaft noch Steigerungspotenzial: „Es gibt immer etwas zu verbessern, ich glaube wir sind seit 17 Monaten zu Hause ungeschlagen, diese Serie wollen wir gemeinsam mit unseren Fans ausbauen“, kündigte er an und erntete tosenden Applaus.

Anschließend schrieb er mit seinen Mannschaftskollegen viele Autogramme auf Karten, Trikots, Bälle und stand für Fotos bereit.

Die „Nordlichter“ im Team bekamen bei der Autogrammstunde von Frank und Sohn Samuel (11) etwas ganz Besonderes vorgelegt: ein riesiges Wikingerkampfschild, handgefertigt. Darauf sammelte Skandinavien- und Handball-Fan Frank die Unterschriften. „Das ist ja witzig“, kommentierte Stefan Sigurmannsson die ungewöhnliche „Autogrammkarte“ aus Holz. Und die bekommt jetzt einen Ehrenplatz.

kb