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Vor einem heißen Tanz (BNN)

Rhein-Neckar Löwen starten bei HBW Balingen-Weilstetten in die Bundesliga-Saison

Kronau/Östringen. Sie harmonieren gut, die Handballer der Rhein-Neckar Löwen. Die Laufwege sind einstudiert, die Schrittfolgen aufeinander abgestimmt, die Bewegungen automatisiert. Alles zwar nicht fehlerfrei, dafür mit viel Spaß und Einsatzfreude gekonnt in Szene gesetzt. Wenn die Abläufe am heutigen Samstag zum Saisonstart des badischen Bundesligisten beim HBW Balingen-Weilstetten ähnlich gut funktionieren und die Begeisterung so groß ist wie beim Video-Dreh, als die Löwen mit Kriegsbemalung Haka tanzten, dann sollte es was werden mit dem erhofften Auftaktsieg. „Ein guter Start ist wichtig, wir wollen gewinnen“, sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson.

Der Isländer weiß, wovon er spricht. In der vergangenen Saison entführten die Löwen im ersten Spiel in Göppingen beide Punkte, gewannen danach noch zwölf Spiele am Stück und mussten sich erst im 14. Auftritt dem späteren Meister THW Kiel geschlagen geben. Beim Tabellendritten der abgelaufenen Spielzeit ist keiner so vermessen, eine Wiederholung dieses Superlaufs zu erwarten, aber ein Sieg beim letztjährigen Tabellendreizehnten ist trotz dessen bekannter Heimstärke eingeplant. „Das ist eine schwere Aufgabe, aber wir müssen sofort punkten. Bei unserem schweren Auftaktprogramm sollten wir nicht sofort was liegen lassen“, sagt Kreisläufer Bjarte Myrhol.

Die Saisonziele der Löwen sind schließlich nicht unbescheiden. „Wir wollen uns verbessern“, sagt Manager Thorsten Storm, schränkt aber auch ein: „Die Luft nach oben ist für uns dünn.“ Gudmundsson nennt einen Platz in den Top fünf als Vorgabe, gibt aber zu bedenken, dass dieses Vorhaben ambitioniert sei, „denn durch die Champions League kommt eine immense Zusatzbelastung auf meine Mannschaft zu“. Allein die Gruppenphase der Königsklasse umfasst zehn Spiele. Im EHF-Pokal, den die Löwen gewannen, waren einschließlich Finale insgesamt nur zwölf Spiele zu absolvieren.

Um für die Herausforderungen gewappnet zu sein, hat der Club den Kader verbreitert. Allerdings können die beiden zu den Badenern zurückgekehrten Routiniers Sergej Gerbok und Nikola Manojlovic sowie Runar Karason als dritter gestandener Profi noch nicht ihre angedachten Rollen als Alternativen einnehmen, sondern sind als erstklassige Lückenfüller gefordert. Alexander Petersson (Bizeps-Operation), Zarko Sesum (Kreuzbandriss und Fraktur des Schienbeinkopfes) und Marius Steinhauser (Kreuzbandriss) fehlen noch wochenlang. Zum Auftakt fällt auch Abwehrchef Oliver Roggisch aus, der sich vor zwei Wochen eine Fraktur des Speichenköpfchens im linken Ellenbogen zuzog. Beim ersten Heimspiel am 1. September gegen die HSG Wetzlar will der Routinier, der am Sonntag 35 Jahre alt wird, aber wieder dabei sein.

Vor dem „sehr schweren Spiel in Balingen bei einem unangenehmen Gegner“ ist Gudmundsson mit der Abstimmung in der Abwehr schon zufrieden. Das badische Bollwerk, in der vergangenen Saison Prunkstück der Mannschaft, überzeugte beim Vorbereitungsturnier in Ilsenburg am Wochenende auch ohne Roggisch. Noch nicht angetan ist der Trainer vom Angriffsspiel. Die Integration der drei Neuzugänge sei noch nicht vollends gelungen. „Da gilt es noch einiges zu verbessern“, sagt Gudmundsson.

Mit dem 35:22-Heimsieg über die HBW Balingen-Weilstetten beendeten die Löwen ihre bislang erfolgreichste Saison der Clubgeschichte, nun müssen sie bei den „Galliern von der Alb“ beweisen, wie gut sie über die Sommerpause gekommen sind. Im Hinspiel hatten sie ein hartes Stück Arbeit zu verrichten, ehe sie mit 34:33 die Oberhand behielten. Ein bisschen Haka kann da vor dem heißen Tanz nicht schaden.

Von Reinhard Sogl