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Was für ein Kampf! Löwen krönen Aufholjagd

Badener zeigen die Zähne in der „Hölle Süd“ und siegen in Balingen 34:33

Die Hinrunde ist beendet. 17 Partien sind gespielt. Es ist Halbzeit in der Bundesliga-Saison 2012/13. Und die Rhein-Neckar Löwen stehen auf dem Platz an der Sonne. 32:2 Punkte weist der Tabellenführer aus, der sich auch im Auswärtsduell beim HBW Balingen-Weilstetten schadlos hielt. 34:33 (14:16) gewannen die Badener in der Sparkassen Arena am Mittwochabend. 2250 Zuschauer sahen, wie Andy Schmid mit elf und Bjarte Myrhol mit zehn Treffern zu den erfolgreichsten Werfer avancierten und damit halfen, die Löwen zum „Herbstmeister“ zu machen.

Es war die erwartet knifflige Aufgabe für die Sieben von Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson, der nach den 60 hart umkämpften Minuten erst mal tief durchatmete „Was für ein Krimi! Wir wussten, dass es sehr schwer werden würde, hier etwas zu holen. Der HBW hat im ersten Abschnitt sehr gut gespielt, wir dagegen waren wechselhaft.  Nach der Pause waren wir zunächst nicht vollkommen im Spiel, aber wir haben uns sukzessive – vor allem in der Abwehr – verbessert und kühlen Kopf bewahrt.“  Das war ein ganz hartes Stück Arbeit für die Badener, die mit einer tollen Teamleistung und Charakter, Moral, Wille sowie Leidenschaft die beiden Punkte noch auf die Habenseite zogen. Denn nicht nur Manager Thorsten Storm hatte erkannt: „Wir haben in der ersten Hälfte keine Einstellung in der Abwehr zum Balinger Spiel gefunden. Aber wie wir dann im zweiten Durchgang zurückgekommen sind, war schon toll. Vor allem war dann auch die Torhüterleistung in  der Schlussphase mitentscheidend.“

Bereits am Samstag (16 Uhr) kreuzt Frisch Auf Göppingen zur nächsten Partie in der Mannheimer SAP Arena auf, ehe mit dem Heimspiel gegen die MT Melsungen am zweiten Weihnachtsfeiertag (16.45 Uhr) für die Löwen im Handball-Bundesliga-Jahr 2012 endgültig der letzte Vorhang fällt.

In Balingen marschierten beide Teams lange im Gleichschritt, dann legten die Schwaben beim 6:4 (8.) zum  ersten Mal zwei Tore  vor. Sie nutzten ihre Chancen konsequenter als die Löwen, die ein ums andere Mal an Katsigiannis im Kasten des HBW scheiterten.  Zwar glichen die Badener in Unterzahl durch Groetzki zum 10:10 aus und gingen nach einem Doppelpack von Myrhol auch mit 12:10 in Führung. Aber noch in Überzahl kassierten sie den Anschluss.  Mit Tubic zunächst als sechstem, dann als siebtem Feldspieler drehten die Balinger die Partie erneut – 13:12 (26.). Mit dem siebten Feldspieler, den HBW-Coach fortan im Angriff brachte und der damit geschaffenen personellen Überlegenheit, blieb der HBW auch bis zur Pause vorn. Niklas Landin-Jacobsen erreichte an seinem 24. Geburtstag im Tor zunächst nicht seine gewohnte Betriebstemperatur und auch die Abwehr stand nicht so sicher wie zuletzt.

Nach dem Wechsel wurde das, was sich angedeutet hatte, offenkundiger. Den Badenern gelangen nicht die leichten Tore, die Partie wurde hektischer. Und Stojanovic, nun für Landin zwischen den Pfosten,  brachte hinter einer nicht gut abgestimmten, wenig aggressiven  Deckung kaum die Hand an den Ball.  Die Folge: Die Löwen gerieten weiter in Rückstand. Beim 18:23 (38.) legte Gudmundsson die grüne Karte. Und die Löwen machten ihrem Namen alle Ehre. Im Hexenhessel „Hölle Süd“ kämpften sie. Sie zeigten Moral und Charakter, aber die Balinger boten ihnen weiter die Stirn. Auch die Gallier von der Alb gaben keinen Ball verloren, es wurde ein Kampf auf Biegen und Brechen. Myrhol musste zwar mit einem Pferdekuss vom Feld, humpelte aber immer wieder auf Position. Der Norweger bohrte sich unnachahmlich in die HBW-Abwehr. „Das war Adrenalin pur, ich habe keine Schmerzen gespürt“, gab der Kreisläufer später zu Protokoll  und lobte die Balinger für ihren unbändigen Kampf. „Aber wir waren am Ende das clevere Team.“  Der HBW wehrte sich, die Fans der Badener mussten lange bangen, beim 26:28 (46.) waren die Löwen erneut bis auf zwei Treffer herangerückt und diesmal klappte es: Myrhol zum 27:28 (47.) – der Anschluss. Was für eine Moral! Dann schlägt doch noch die große Stunde von Keeper Landin. Der Däne hatte sich die ganz besonderen Bälle aufgehoben: Der Zwei-Meter-Mann parierte den Siebenmeter von Herth. Und Schmid gelang der Ausgleich. 28:28 (49.), nachdem die Löwen so lange einem Rückstand hinterher gelaufen waren. Aber Liniger antwortete prompt, brachte seine Farben wieder in Front. Doch erneut Petersson, Landin hält, dann Schmid per Siebenmeter, Schlinger für Balingen, Schmid erneut vom Strich nervenstark – und nachdem Landin erneut parierte, schien die Partie Richtung Badener zu kippen – 32:30 (54.). Aber weit gefehlt. Was für ein Krimi! Auch nach dem 33:31 durch Sesum (56.) ließ der HBW nicht locker, Und schaffte erneut den Ausgleich. Petersson war es zwei Minuten vor dem Ende vorbehalten den letzten Treffer in dieser hart umkämpften Partie zu erzielen. Danach scheiterte Sesum an der Latte. Und Landin parierte seinen zweiten Siebenmeter, diesmal gegen Liniger. Als die Hallenuhr noch 12 Sekunden zeigte, nahm HBW-Coach Brack eine Auszeit. Die Badener warfen sich in die beiden Versuche der Hausherren. Und bejubelten nach einem richtig tollen Handball-Fight ausgelassen zwei ganz wichtige Zähler.

HBW Balingen-Weilstetten: Katsigiannis, Putera (bei zwei Siebenmetern und von 49.bis 55.) – Tubic (1), König (5), Schlinger (9) – Billek (4), Ettwein (1) – Theuerkauf (1) – Herth (2), Häfner (4), Foth (1), Liniger (5/1), Wessig, Skvaril (n.e.).

Rhein-Neckar Löwen: Landin-Jacobsen, Stojanović (ab 31. bis 42.)  – Petersson (5), Schmid (11/6), Sesum (6) – Groetzki (1), Sigurmannsson  – Myrhol  (10) – Roggisch, Ekdahl du Rietz, Bitz (n.e.) , G. Guardiola (1), Steinhauser (n.e.) , I. Guardiola, Gerlich (n.e.).

Strafminuten: Wessig (4), Herth (2), Häfner (2), Ettwein (2)  – Petersson (2), Roggisch (2).
Trainer: Rolf Brack – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 2250.
Zeitstrafen: 5 – 2
Spielfilm: 4:4 (6.), 7:5 (10.),  8:8 (14.),  10:10 (20.),  13:12 (26.), 16.14  (Hz.), 20:17 (34.), 22:18 (37.), 24:19 (37.), 25:23 (42.),  28:28 (49.), 29:30 (51.),  30:32 (54.), 31:33 (56.), 33:34  (Endstand).
Siebenmeter: 3/1 – 5/5.
HBW BalingenWeilstetten: Herth scheitert an Landin.
HBW Balingen-Weiltstetten: Liniger scheitert an Landin.
Schiedsrichter: Peter Behrens/Marc Fasthoff (Düsseldorf)
Beste Spieler: Schlinger, König – Myrhol, Schmid, Petersson.