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Wenn Du nicht weißt, wohin, frag’ Petersson (MM)

Rückraumschütze macht beim Löwen-Sieg die wichtigen Tore und übt sich hinterher in Bescheidenheit / Lob vom Kollegen Niklas Landin

FRANKFURT. Alexander Petersson musste sich ein Lächeln verkneifen. Ja, das sei schon seine beste Saisonleistung gewesen. „Aber wir haben ja auch erst vier Spiele gehabt“, sagte der 34-Jährige nach dem am Ende holprigen 28:26-Sieg seiner Rhein-Neckar Löwen über den HSV Hamburg. Ohne den rechten Rückraumschützen wäre es vermutlich noch enger geworden – alleine acht Treffer steuerte er zum Erfolg bei. Und das waren beileibe keine Unwichtigen.

Petersson erzielte das erste und das letzte Löwen-Tor der ersten Halbzeit. Petersson erzielte das erste Tor der zweiten Halbzeit. Und Petersson traf doppelt, als die Partie Mitte des zweiten Durchgangs zu kippen drohte. Zwischen der 40. und 45. Minute verkürzten die Hamburger von 20:13 auf 21:17 – zu diesem Zeitpunkt hatten die Löwen in 15 Minuten gerade einmal vier Würfe im HSV-Kasten untergebracht. „In dieser Phase haben wir viel zu schnell die Bälle verloren. Alex hat uns heute gerettet. Er hat den Ball genommen und ihn reingemacht. Das war sein Spiel“, beschrieb Löwen-Torwart Niklas Landin die wohl entscheidenden Momente der Partie.

„Deutlich freier gefühlt“

Der gebürtige Lette mit isländischem Pass sah das Ganze natürlich deutlich distanzierter – ein Lautsprecher wird der Mann mit der Nummer 32 in diesem Leben eher nicht mehr. „Ich habe mich deutlich freier gefühlt als in den vergangenen Wochen. Es dauert eben, bis man sich an den neuen Trainer, die neuen Spielzüge und Abläufe gewöhnt. Das wird immer besser.“ Auf seine wichtigen Treffer angesprochen, sagte er nur: „Ich arbeite immer an meiner Leistung und versuche, besser zu werden. Das klappt nicht immer. Heute hat es geklappt.“

Und wie: Immer dann, wenn die Löwen nicht wussten, wohin, war das 1,86 Meter große Kraftpaket zur Stelle. Er übernahm Verantwortung, als andere mehr mit sich selbst zu kämpfen hatten. Petersson wusste auch, warum es bei den Löwen nach dem vierten Spieltag immer noch nicht so läuft wie über weite Strecken der zurückliegenden Saison: „Es braucht Zeit, bis wir wieder so eingespielt sind. Dazu kam, dass wir nach der hohen Halbzeitführung die Konzentration verloren haben.“

Hamburg sei in der ersten Hälfte so schwach gewesen, dass man schon in der Kabine gemerkt habe, dass die Spannung nachlässt. „Das war Kopfsache“, so Petersson. Nach dem 17:8 zur Pause kamen die Löwen mehr als schleppend zurück aufs Feld, büßten Stück für Stück den locker herausgeworfenen Vorsprung ein – bis Petersson zum 22:17 und 23:17 traf. Der Vorsprung sollte reichen, der Lohn heißt Tabellenführung.

Ob die Löwen nun nicht zwangsläufig in der Favoritenrolle seien nach vier Auftaktsiegen, zumal der eigentliche Topfavorit Kiel schon zweimal geschwächelt und verloren hat? Petersson, der Bescheidene, meinte dazu: „Das ist schwer zu sagen. Wir müssen von Spiel zu Spiel denken.“

Apropos denken: Vielleicht sollten sich die Löwen-Verantwortlichen demnächst um eine Vertragsverlängerung mit dem Isländer kümmern. Sein aktueller Kontrakt läuft nach dieser Spielzeit aus.

Von Rüdiger Ofenloch