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Wer vertritt Henning Fritz?
Heidelberg. Es war eine Pause, die eigentlich gar keine war. Denn Zeit zum Beine hochlegen hatten sie nicht, die Rhein-Neckar Löwen. Im Gegenteil: Es hieß Nationalmannschaft statt Verein, EM-Qualifikation statt Handball-Bundesliga. Die Stars des badischen Handball-Flaggschiffs schwitzten in unterschiedlichen Trikots. Weiße, rote, blaue. Selbst Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Löwen, war ausgeflogen. Er ging seinem „Nebenjob“ nach, rückte für eine Woche auf die Kommandobrücke der isländischen Auswahl. Letztlich war’s ein frustrierender Abstecher für „Gudmi“. Einer zum Vergessen. Am Samstag blamierte sich Island, der Olympia-Zweite (2008), der EM-Dritte (2010), nämlich bis auf die Knochen: Gegen Österreich setzte es eine 23:28-Pleite.
Mittlerweile ist Gudmundsson zurück, aber die Sorgenfalten werden nicht kleiner: Die Torwartsituation bei den Löwen, sprich die Verletzung von Henning Fritz, bereitet vor dem Heimspiel gegen die MT Melsungen (Mittwoch, 20.15 Uhr, SAP Arena) Kopfzerbrechen, Bauchschmerzen. Drei bis vier Wochen wird er nach seinem Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel wohl ausfallen. Ein schwerer Schlag, der kaum zu kompensieren ist. Zumindest nicht aus den eigenen Reihen. Kasa Szmal wird somit zum Einzelkämpfer, darf sich auf keinen Fall verletzen. Oder besteht vielleicht noch eine andere Möglichkeit? Theoretisch könnte doch ein „Hexer“ im Ruhestand aushelfen, einer, der aktuell nirgendwo unter Vertrag steht.
Eine Idee, die Löwen-Manager Thorsten Storm in den letzten Tagen ebenfalls beschäftigt zu haben scheint. Er sagt: „Es ist ja klar, dass das keine einfache Situation für uns ist. Was sollen wir machen, wenn plötzlich auch noch Kasa ausfällt? Natürlich hält man da die Augen offen.“ Aber auch: „Uns würde nur jemand weiterbringen, der die Bundesliga kennt, sich sofort zurecht findet.“
So weit so gut. Doch wer passt überhaupt ins Beuteschema und wer fällt durchs Raster? Namen drängen sich einige auf. Peter Genzel (41) zum Beispiel. Und Jan Holpert (42). Vielleicht aber auch Chrischa Hannawald (39). Oder doch Jesper Larsson (37)? Storm setzt sein Pokerface auf. Er lässt sich nicht in die Karten schauen. Von niemandem. Aber wer ihn kennt, weiß, dass er längst an einer Lösung bastelt, dass er seine Kontakte spielen lässt. Klar ist: Egal, wer kommt, es wird nur ein Kurz-Comeback, nur, so lange bis „Fritze“ wieder fit ist. „Wir hoffen einfach, dass Henning in drei Wochen zurück ist, aber bei so einer Verletzung muss man abwarten“, betont Storm.
Zarko Sesum, der Neue im Rudel, ist schon seit ein paar Wochen zurück. Doch es fehlte zuletzt noch an der Feinabstimmung, am finalen Schliff nach seiner Knie-Operation. Mittlerweile kratzt der Serbe wieder am Optimum. Löwen-Physiotherapeut Sven Raab und Martin Müller, der Fitness-Trainer, gaben Vollgas, hievten den Rückraum-Mann in den letzten Tagen auf ein höheres Level. Trotzdem darf man nicht zu viel von ihm erwarten. Nicht sofort zumindest. Storm stellt sich vor ihn, erklärt: „Es ist nie einfach, wenn man während einer bereits laufenden Saison irgendwo einsteigt. Dennoch werden wir viel Freude an ihm haben, wenn er völlig fit ist.“
Vor allem Olafur Stefansson (37) dürfte Sesums Einsatzzeiten herbeisehnen. Denn der Dauerläufer der Löwen geht auf dem Zahnfleisch, muss permanent im rechten Rückraum ran. 60 Minuten lang. Ohne Pause, ohne Unterbrechung. Und das in seinem Alter. Bewundernswert ist das, aber eigentlich ein Unding. Storm nickt: „Olafur kann einfach nicht ständig durchspielen. Doch zuletzt ging es durch die Verletzung von Michi Müller oft nicht anders.“
Gegen Melsungen, wo seit kurzem Ex-Krösti Michael Roth als Trainer arbeitet, soll Sesum sein Debüt im Mannheimer Ufo geben. Ein Spaziergang ist dann nicht zu erwarten: „Sie sind stärker als es die Tabellen-Situation vermuten lässt“, sagt Storm, „und sie werden sich sicher etwas bei uns ausrechnen. Aber wir wollen die Punkte behalten. Unbedingt!“
Von Daniel Hund
02.11.2010