Wie viel Wahnsinn darf es diesmal sein?

Die Löwen empfangen am Dienstagabend in Heidelberg Benfica Lissabon – es könnte spektakulär werden

Rhein-Neckar Löwen und Benfica Lissabon haben am vergangenen Dienstag eine Handball-Kuriosität produziert, die es so vielleicht noch nie gegeben hat. Aus Löwen-Sicht ging es von minus vier auf plus acht und zurück auf minus zwei. Mit einem „Buzzer Beater“ von Niclas Kirkeløkke gewannen sie dann doch noch 36:35 (19:15) – und das in zweifacher Unterzahl. Ein „Rücken-Eigentor“ von Joel Birlehm gab es obendrein, 14 Tore bei 15 Versuchen von Matchwinner Kirkeløkke, der ein solches Spiel noch gar nicht gemacht hat in seiner über vierjährigen Löwen-Zeit. Man darf gespannt sein, was sich beide Teams im Rückspiel am Dienstagabend in Heidelberg (SNP Dome, Anwurf 18.45 Uhr) einfallen lassen. Oder kurz gefragt: Wie viel Wahnsinn darf es diesmal sein?

Tickets für das hochinteressante Duell wird es an der Abendkasse ab 17.15 Uhr geben. Auch im Online-Ticketshop kann man noch zuschlagen. Wer dabei sein will, wenn die Löwen mit einem Sieg den Einzug in die nächste Turnierphase klarzumachen versuchen, sollte sich auf den Weg in den Süden Heidelbergs machen. Hier tragen die Löwen ihre Euro-League-Spiele aus. Hier, im Schmuckstück SNP Dome, herrscht eine besonders dringliche Stimmung, die mit Hexenkessel treffend beschrieben ist. Nutzen wollen die Löwen diese Kulisse, um mit dem vierten Sieg im vierten Spiel von Gruppe A das Ticket für die Hauptrunde zu buchen.

Wie viel Wahnsinn darf es diesmal sein? Löwen suchen Stabilität

Ob es dafür wieder ein Spektakel braucht? Löwen-Spielmacher Juri Knorr hat das Zauberwort nach der Liga-Pleite am Wochenende in Flensburg ausgesprochen: Stabilität. Weil die Löwen genau diese zu oft vermissen lassen, kommen solche irren Partien wie in Lissabon zustande. Für die Löwenfans, die zahlreich in Portugal vertreten waren und die Stimmung über weite Strecken des Spiels sogar dominierten, sind solche Verläufe auch nicht nur schön. So etwas geht an die Nerven. An die der Spieler, der Fans – und ganz sicher auch der Trainer. Sebastian Hinze ist zwar ein Freund von guter Unterhaltung und rasantem Handball. Ein Auf und Ab wie bei Benfica dürfte aber auch für sein Nervenkostüm äußerst fordernd gewesen sein.

Was müssen die Löwen anders machen? „Wir müssen unter Stress ruhig bleiben“, sagt beispielsweise Mikael Appelgren. Der Löwen-Keeper befindet sich in guter Form. Er hielt den entscheidenden Wurf im Benfica-Drama. Gegen Linksaußen Valencia ließ er die rechte Tatze hervorschnellen, erwischte die Kugel, die dann über mehrere Stationen bei Niclas Kirkeløkke landete. Der Rest war ein Löwen-Jubel, den es so zuletzt nach dem Gewinn des DHB-Pokals im April dieses Jahres gegeben hatte. „Das tut uns als Mannschaft gut. Das brauchen wir. Das sind die Momente, mit denen man sich belohnen will“, so der erfahrene Schlussmann. Mehr solcher Momente also müssen die Löwen produzieren – warum nicht schon am Dienstagabend im schmucken Hexenkessel SNP Dome?

Einen nach seinem grippalen Infekt wieder deutlich fitteren Jannik Kohlbacher werden die Löwen dann an Bord haben. Und einen Steven Plucnar, der angekommen scheint auf dem Spielfeld. Gegen Benfica kam er zu seinen ersten großen Spielanteilen, nutzte diese, wie nicht nur sein Trainer sah, auf eindrucksvolle Art und Weise, „vorne und hinten“, wie Hinze betont. Sein Kampfgeist, seine Körpersprache: Das könnte ein Faktor werden, die Grundfeste der Löwen zu stabilisieren. Auf der anderen Seite wird Benfica alles versuchen. Es ist die letzte Chance aufs Weiterkommen für die stolzen Portugiesen. Schon vergangene Woche zeigten sie, dass Aufgeben keine Option ist. Mit dem taktischen Mittel des siebten Feldspielers holten sie acht Tore Rückstand auf, brachten die Löwen an den Rand der Verzweiflung – bis dann Appelgren, Plucnar und Kirkeløkke kamen.

Alle Infos zum Gegner gibt es im Spieltags-PDF auf der Matchcenter-Seite zum Benfica-Spiel.