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Willkommen im Hexenkessel!

MKB-MVM Veszprém: Der nächste Löwen-Gegner in der VELUX EHF Champions League will endlich nach Köln

Wenn selbst die Konkurrenz die Daumen drückt, scheint es an der Zeit zu sein: Viele Trainer der 24 Gruppenphasen-Teilnehmer der VELUX EHF Champions League wünschen, dass es MKB-MVM Veszprém endlich einmal bis nach Köln schafft, und dass der ungarische Serienmeister (13 Titel in den vergangenen 14 Jahren) auch einmal Losglück in der K.o.-Runde hat. Denn in den vergangenen fünf Jahren erwischten die Balaton-Handballer, die am Sonntag (17 Uhr,  Veszprém-Arena) Gastgeber der Rhein-Neckar Löwen im zweiten Spiel der Gruppe A sind, im Achtel- oder Viertelfinale der VELUX EHF Champions League stets die schwerstmöglichen Konkurrenten, scheiterten dreimal an Barcelona und je einmal an Ciudad Real und der Vorsaison am THW Kiel.

„Es gibt nur ein Ziel, und das ist das VELUX EHF FINAL4“, macht Weltstar Laszlo Nagy deutlich. Dessen Rückholaktion – nach 13 Jahren beim FC Barcelona – im Vorjahr sorgte für eine riesige Handball-Euphorie, gepaart mit der Verpflichtung des spanischen Trainers Carlos Ortega, ebenfalls eine frühere Ikone des FC Barcelona.

Dementsprechend sind die Rollen am Sonntag auch klar verteilt. „Wir fahren sicherlich nicht als Favorit nach Ungarn“, unterstreicht Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson. Der Isländer sieht Veszprém nicht nur mit den besten Karten versehen, was den Gruppensieg angeht. „Sie haben auch das Potenzial und die Qualität für den Titel“, sagt Gudmundsson, der nach dem souveränen 38:26-Erfolg in Hannover allerdings etwas entspannter zum nächsten Duell in der europäischen Königsklasse aufbricht. „Keine Frage, dieser Sieg und die Art und Weise, wie ihn die Mannschaft herausgespielt hat, waren gut fürs Selbstvertrauen. Die Abwehr stand sehr gut und auch im Angriff haben wir sehr konzentriert agiert“, so Gudmundsson weiter, der aber dennoch die höchst interessante Aufgabe im Hexenkessel zu Veszprém  als „hammermäßig“ und damit als eine der schwierigsten auf fremden Parkett überhaupt ansieht. Schließlich haben die Ungarn entsprechend aufgerüstet.

Zur neuen Saison (der 19. Teilnahme in der Champions League) verstärkte sich MKB-MVM Veszprém erneut, vor allem durch den früheren Kieler Momir Ilic, der beim Kantersieg zum Start der VELUX EHF Champions League, dem 28:15-Auswärtserfolg in St. Petersburg, mit acht Treffern einen überragenden internationalen Einstand feierte und zugleich das erste Tor der neuen Champions-League-Saison erzielte. Und 2014 wird auch ein „Östringer Junge“ das Trikot von Veszprém tragen: Christian Zeitz, der nach dann elf Jahren den THW Kiel in Richtung Plattensee verlässt.

Eine entscheidende Schwächung mussten die Ungarn allerdings hinnehmen, denn ihr kongenialer Spielgestalter Gabor Czaszar wechselte zu Paris St. Germain. Zweiter Abgang ist Kreisläufer Marco Oneto, der sich dem SC Magdeburg anschloss.

Aber der Kader gehört immer noch zum Besten der VELUX EHF Champions League: Im Tor verfügt Veszprém über das internationale erfahrene Duo Nandor Fazekas (Ungarn) und Mirko Allilovic (Kroatien), auf den Außenbahnen sorgt das Brüderpaar Gergö und Tamas Ivancsik für Tempo, am Kreis und im Innenblock stehen Renato Sulic und Timuszin Schuch (im Vorjahr zum besten Abwehrspieler der Champions League gewählt) wie eine Wand. Dazu kommen die Spanier Chema Rodriguez, Carlos Ruesga und Christian Ugalde, die Trainer Ortega nach Ungarn begleiteten.

Und nicht nur die Spieler, sondern auch die Fans sind Weltklasse – die Löwen erwartet am Sonntag ein wahrer Hexenkessel, in nicht vielen Arenen Europas geht es lauter und emotionaler zu als in Veszprém. Eine echte Festung eben. Zwei Mal traten bisher auch die Rhein-Neckar Löwen in der Arena Veszprém an, zweimal gab es keine Punkte: Im EHF-Pokalfinale 2008 unterlagen die Löwen mit 27:32, da reichte auch ein 28:28 zuhause nicht zum Titel. Und in der Gruppenphase der Champions-League-Saison 2009/10 siegten beide Klubs jeweils vor ihren heimischen Fans: Die Löwen gewannen 32:29, Veszprém behielt mit 34:30 die Oberhand.

Aber die Fans der Ungarn feuern nicht nur ihre Mannschaft lautstark an, sondern bereiten auch „Heimkehrern“, die früher einmal für ihren Klub spielten, einen besonderen Empfang – das wird am Sonntag sicherlich auch für Bjarte Myrhol gelten.

Eine Hoffnung für die Löwen ist allerdings die Champions-League-Heimbilanz von Veszprém gegen deutsche Klubs. Zwei der drei letzten Heimspiele gegen HBL-Vertreter gingen im Hexenkessel verloren: Die Füchse Berlin gewannen in der Saison 2011/12 sensationell deutlich mit 33:24, der THW Kiel sicherte sich im Viertelfinal-Rückspiel der Vorsaison durch ein 29:28 letztendlich das Ticket zum VELUX EHF FINAL4 in Köln.

„Wir haben nur starke Gegner in der Gruppenphase – aber Mannschaften wie die Löwen, Zagreb oder Celje garantieren eine volle Halle, das werden echte Handballfeste“, freut sich Klub-Präsident Csaba Hajnal. Und Trainer Ortega nimmt das Wort VELUX EHF FINAL4 bei der Frage nach den Saisonzielen nicht gerne in den Mund, sagt aber: „Wir wollen ein besseres Resultat einfahren als in der letzten Saison.“ Sprich, er will nach Köln.

 

Gegner-Stenogramm

MKB-MVM Veszprém KC (HUN)

Qualifikation für die VELUX EHF Champions League: Ungarischer Meister

Trainer: Carlos Antonio Ortega Perez, seit 2012

Neuzugänge: Momir Ilic (THW Kiel), Carlos Ruesga (Ademar Leon), Seyed Alireza Mousavi (Foolad Mobarakeh Sepahan Sport Club/Iran)

Abgänge: Gabor Czaszar (Paris Handball), Marco Oneto (SC Magdeburg)

Erfolge:

Champions-League-Teilnahmen (inklusive aktueller Saison): 19

Finale (1): 2001/2002

Halbfinale (2): 2002/2003, 2005/2006

Viertelfinale (9): 1997/1998, 1998/1999, 1999/2000, 2003/2004, 2004/2005, 2006/2007, 2008/2009, 2009/2010, 2012/13

Achtelfinale (2): 1993/1994, 2010/2011, 2011/2012

Gruppenphase (3): 1994/1995, 1995/1996, 2007/2008

Europapokal-Erfolge:

Pokalsieger-Wettbewerb:

Sieger: 2007/2008

Finalist: 1996/1997

Ungarischer Meister: 1984/85, 1985/86, 1991/92, 1992/93, 1993/94, 1994/95, 1996/97, 1997/98, 1998/99, 2000/01, 2001/02, 2002/03, 2003/04, 2004/05, 2005/06, 2007/08, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2012/13

Ungarischer Pokalsieger: 1983/84, 1987/88, 1988/89, 1989/90, 1990/91, 1991/92, 1993/94, 1994/95, 1995/96, 1997/98, 1998/99, 1999/00, 2001/02, 2002/03, 2003/04, 2004/05, 2006/07, 2008/09, 2009/2010, 2010/11, 2011/12, 2012/13