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„Wir gehören wieder zu den Top-Teams“ (MM)

Uwe Gensheimer geht zuversichtlich in die neue Saison, rechnet zum Auftakt aber auch mit etwas Sand im Getriebe

MANNHEIM. Wohl kaum ein Spieler hatte sich in der vergangenen Saison den Titel so gewünscht wie Uwe Gensheimer. Der Mannheimer ist die Identifikationsfigur bei den Rhein-Neckar Löwen schlechthin, der Kapitän der Nordbadener hatte im Herbst 2013 noch lukrative Angebote anderer Klubs ausgeschlagen, um mit „seinen“ Löwen den Titel feiern zu können. Als der Traum wegen zwei fehlenden Toren platzte, fiel auch der 27-Jährige in ein tiefes Loch. Doch das dramatische Finale ist abgehakt, Gensheimer führt die Löwen wieder mit dem gewohnten Tatendrang aufs Parkett.

Herr Gensheimer, nach der ersten Enttäuschung schickten Sie im vergangenen Mai gleich eine neue Kampfansage nach Kiel. „Das Ziel kann nur Angriff sein“, lautete ihr trotziges Versprechen. Steht die Aussage noch?

Uwe Gensheimer: Ja klar, wir wollen wieder angreifen. Die Lust auf Handball und die Motivation sind auch bei mir persönlich wieder voll da. Aber wir haben in der Vorbereitung auch gemerkt, dass wir mit dem neuen Trainer und fünf neuen Spielern tatsächlich einen größeren Umbruch bewerkstelligen müssen.

Wie äußert sich das?

Gensheimer: Im Handball geht es viel um Automatismen, die wir uns zuletzt erarbeitet haben. Die alten Sachen sind natürlich nicht weg, aber unser neuer Coach Nikolaj Jacobsen hat ebenfalls seine Vorstellungen und Spielsysteme, die wir umsetzen wollen. Vier, fünf Wochen sind vor diesem Hintergrund schnell vorbei, vielleicht sind wir noch nicht so weit wie im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt. Aber das war zu erwarten.

Was macht sie dennoch optimistisch, dass die Löwen wieder ganz oben mitmischen können?

Gensheimer: Wir sind in der kurzen Zeit schon sehr gut zusammengewachsen. Junge Spieler wie Mads Mensah Larsen, Harald Reinkind und Tim Suton brennen darauf, sich zu beweisen, Stefan Kneer und Bastin Rutschmann sind erfahrene Profis und tadellose Sportsmänner. Wichtig wird sein, wie wir in die Saison starten. Ob es uns wieder gelingt, die Spiele zu gewinnen, in denen es um die „Big Points“ geht, und auch mal wie in Berlin oder Magdeburg den Hals aus der Schlinge zu ziehen, wenn es mal nicht so läuft. Wir gehören auf jeden Fall wieder zu den Top-Teams – und das wollen wir auch beweisen.

Wie schätzen Sie die Konkurrenz ein? Wer spielt um den Titel, wer muss in die Zweite Liga?

Gensheimer: Ich bin sicher kein Prophet, wenn ich sage, dass es die Aufsteiger wieder brutal schwer haben werden, die Klasse zu halten. Favorit auf den Titel ist sicher wieder der THW Kiel. Beim Vorbereitungsturnier in Ilsenburg haben wir bereits gesehen, dass sie uns ein Stück voraus sind und wieder eine klasse Mannschaft haben. Aber oben wird es sicher wieder interessant. Ich bin beispielsweise gespannt, wie sich Flensburg nach dem Champions-League-Sieg präsentiert. Bei Berlin und Hamburg hängt auch viel vom Start ab, beide Klubs haben ihre Baustellen. Achten muss man sicher auf die MT Melsungen, die haben ein starkes Team am Start.

In der Champions League hatten die Löwen wieder einmal Lospech. Was ist international möglich?

Gensheimer: Wir haben eine nicht so einfache Gruppe – um es mal vorsichtig zu sagen. Aber als deutsche Mannschaft sollten wir den Einzug in die K.o-Runde schon schaffen. Was danach möglich ist, haben wir in der vergangenen Saison am eigenen Leib erfahren, als wir gegen Kielce erst wegen einem Tor weitergekommen und danach gegen Barcelona wegen einem Treffer ausgeschieden sind. Spätestens im Viertelfinale geht es richtig rund. Dabei ist die Königsklasse nicht mehr eine exklusive Angelegenheit für die deutschen Mannschaften. Teams wie Veszprem, Barcelona oder Klubs aus Frankreich oder Mazedonien mischen jetzt kräftig mit.

Als Kapitän haben Sie das Ohr direkt an der Mannschaft. Befasst sich das Team mit den Fragen, die immer wieder wegen den offenen Fragen zum Management gestellt werden und muss das am Sonntag zum Auftakt ausgeblendet werden?

Gensheimer: Da muss nichts ausgeblendet werden, weil das weder die Spieler noch unser Training weiter beeinflusst. Wir fokussieren uns auf unsere Aufgaben und ich bin mir sicher, dass wir im Aufsichtsrat genug kompetente Köpfe haben, die bald eine gute Lösung im Sinn des Vereins präsentieren.

In der Vorbereitung gab es einen Sieg gegen Magdeburg. Ein gutes Omen für die Heimpremiere am Sonntag gegen den gleichen Gegner?

Gensheimer: Das war nur ein Test, bei dem beide Teams noch mit wechselnden Formationen gespielt haben. Aber wenn wir unsere Aufgaben lösen, hoffe ich, dass wir mit einem Heimsieg in die neue Saison starten können.

Von Thorsten Hof