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„Wir haben es in eigener Hand“
Oliver Roggisch im Interview / Samstag Heimspiel gegen Flensburg / Restkarten an der Abendkasse
Wenn es darauf ankommt, körperliche Präsenz zu zeigen, ist Oliver Roggisch genau der richtige Mann und in den zurückliegenden Wochen fand der gebürtige Schwarzwälder immer besser zu seiner Form. Nach einer schweren Zeit, in der Rückenprobleme dafür sorgten, dass Roggisch keine Angst und Schrecken mehr beim Gegner verursachte, ist sein Stellenwert im Team der Löwen inzwischen wieder größer. Besonders jetzt, da andere Abwehr-Spezialisten ausfallen. Vor dem Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt am Samstag, 19 Uhr (Infos hierzu auch hier), äußert sich der Nationalspieler zu den aktuellen Zielen der Löwen, seine schwere Zeit und wie er aus dem Formtief herausfand.
Oli, die Saison neigt sich dem Ende entgegen. Wie fühlst Du Dich?
Es ist alles gut, ich habe die üblichen Blessuren, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht ungewöhnlich. Wir haben als Mannschaft noch große Ziele und deshalb lohnt es sich, auf die Zähne zu beißen.
Was meinst Du mit „üblichen Blessuren“?
Ich bin mittlerweile über 30 und da zwickt es hier und da im Körper, wenn man alle drei Tage ein körperintensives Spiel hat. Aber wenn das Adrenalin vor den Spielen durch den Körper schießt, merkt man das nicht mehr. Deshalb kann ich es auch aushalten, kein Problem.
Wie bekämpfst Du die Blessuren?
Die Physios müssen in dieser Phase der Saison viel arbeiten. Hinzu kommt, dass ich mich schone und keine Aktivitäten außerhalb des Handballs mache, um mich voll auf die Aufgaben mit den Löwen fokussieren zu können.
Im Augenblick sind einige Akteure angeschlagen, die wie Du im Innenblock spielen können. Machst Du Dir Sorgen, dass es deshalb auf Sicht Probleme geben könnte?
Es ist jetzt einfach so, dass die Jungs, die bisher weniger gespielt haben, ihre Leistung bringen müssen. Wir haben einen Riesenkader und ich bin überzeugt, dass uns das jetzt hilft. Wir haben so viel Qualität, so dass ich davon ausgehe, dass wir das kompensieren können. Natürlich sind wir mit Bjarte und Børge stärker aufgestellt, aber jetzt können die anderen zeigen, was sie können. Und in Melsungen und auch gegen Zagreb in der Champions League haben wir ja schon gezeigt, dass wir immer noch eine gute Abwehr stellen können.
Auch Du persönlich bist jetzt stärker gefordert.
Das ist richtig und ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Von der Belastung ist es für mich aber nicht so extrem, da ich im Angriff nicht eingesetzt werde. Für die Jungs, die 60 Minuten Angriff und Abwehr in der Zentrale spielen sollen, ist das auf Dauer fast nicht machbar.
Ihr habt alle drei Tage ein Spiel, wie kann man das körperlich und mental aushalten?
Ich kann damit gut umgehen. Wir alle konzentrieren uns immer nur auf die nächste Aufgabe, was uns hilft. Außerdem ist es doch so, dass ich den Wettkampf liebe, dafür bin ich Profisportler geworden. Ich habe drei Partien in der Woche lieber, als dazwischen nur zu trainieren. In den Spielen kommt das Adrenalin und dafür mache ich den Sport.
Die Saison ist mitten in der heißen Phase, wie siehst Du die Lage der Löwen?
Wir halten aktuell noch alle Trümpfe in der Hand. Wir können die Saison noch sehr gut beenden. Wir haben die Möglichkeit, einen Titel zu holen und wenn wir das beim Final Four in Hamburg schaffen, können wir stolz auf uns sein. Dazu ist in der Liga die Champions-League-Quali realistisch und es ist unser Traum, beim Final-Four in Köln dabei zu sein.
Gibt es eine Fokussierung auf einen Wettbewerb, beispielsweise den DHB-Pokal?
Nein, die gibt es nicht. Der Pokal ist aus meiner Sicht nur die größte Möglichkeit, einen Titel zu gewinnen. Wir sind jetzt schon zum sechsten Mal dabei und waren einige Male ganz nah dran am Pott. Wir kennen uns in Hamburg sehr gut aus und sind jetzt einfach dran. Ich bin überzeugt, dass wir den Pokal holen können.
In der Champions League steht Euch auf dem Weg nach Köln Montpellier im Weg.
Ja, das ist richtig, aber im Moment beschäftige ich mich damit noch nicht, weil wir Ziele in der Liga haben. Aber ich kann versichern, dass wir uns gegen die Franzosen voll reinhängen werden, weil wir nach Köln wollen. Dabei hoffen wir auf eine tolle Unterstützung im Hinspiel in der SAP ARENA.
Wie ist Deine eigene Verfassung, fühlst Du Dich fit?
Ich glaube, dass ich den Hänger, den ich hatte, mittlerweile überwunden habe. Meine Rückenprobleme sind Geschichte und ich bin körperlich wieder in einem guten Zustand. Der Pfeil bei mir zeigt nach oben und ich bin guter Dinge, dass ich die Medienvertreter Lügen strafen kann, die mich ein Auslaufmodell genannt haben.
Haben Dich die negativen Schlagzeilen motiviert?
Man kann es durchaus als Motivation sehen, denn die Meinungen mancher Journalisten oder Experten möchte ich widerlegen. Ich will zeigen, dass sich diese Leute geirrt haben. Und ich möchte die Reaktion der Leute sehen, die immer nur negativ berichten und schnell ein Urteil fällen.
Wie hast Du Dich wieder aus dem Loch befreit?
Zunächst musste ich meine Rückenprobleme in den Griff bekommen und durch zusätzliche Trainingseinheiten und die Arbeit der Physiotherapeuten ist mir das gelungen. Insgesamt ist es einfach so, dass ich einige Dinge verändert habe. Ich habe anders im Kraftraum agiert und meine Ernährung umgestellt, so dass ich inzwischen vier Kilogramm Gewicht verloren habe und mich besser fühle.
Hat diese Wandlung auch etwas mit dem Alter zu tun?
Ja, das ist ganz sicher so. Wenn man älter wird, muss man sorgsamer mit dem eigenen Körper umgehen. Wenn ich sehe, was Ólafur Stefánsson tut, um in Form zu bleiben, dann zeigt mir das, dass man aktiv werden muss. In jungen Jahren hat man dafür kein Gespür, weil der Körper auf die Belastungen anders reagiert. Jetzt wird es wichtiger und diese Erfahrung hat mir geholfen, körperlich wieder in einen guten Zustand zu kommen.
Jetzt steht das Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt an. Die letzten drei Duelle mit der SG haben die Löwen verloren. Was muss diesmal besser laufen, damit am Ende zwei Punkte auf der Habenseite verbucht werden können?
Wir spielen in unserer Halle vor unseren Fans. Wir haben noch kein Heimspiel verloren und wollen diese Serie verteidigen. Ich halte es grundsätzlich für besser, in erster Linie auf sich zu schauen und da ist entscheidend, dass wir eine gute Abwehr mit einer starken Torhüterleistung auf die Platte bringen. Wenn uns das gelingt, werden wir die Flensburger schlagen, da bin ich mir sicher. Im Kampf um die Champions-League-Qualifikation sind zwei Punkte eminent wichtig.
Oli, noch eine Frage zum Abschluss: In Deinem Garten tummeln sich in einem Teich viele Koi-Karpfen in unterschiedlichen Farben. Hast Du inzwischen eine Zucht eröffnet?
Nein, nein. Das wird auch nicht passieren. Die Kois sind ein Hobby von mir und ich kann sehr gut entspannen, wenn ich auf der Terrasse sitze und den Karpfen zuschaue. Es macht einfach Spaß, aber ich werde das nicht intensivieren, das steht fest.