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„Wir können Titel gewinnen“

Mannheim. Er will die Rhein-Neckar Löwen zum weltbesten Klub machen: Manager Thorsten Storm. Im Interview spricht er darüber, was für die Badener in der kommenden Saison möglich ist.

Herr Storm, was wünschen Sie sich in der neuen Saison für die Löwen?

Thorsten Storm: Ich hoffe, dass wir eine ähnlich gute Runde spielen wie die vorangegangene – nach Möglichkeit mit weniger Verletzten.

Warum so bescheiden? Stillstand muss für einen ehrgeizigen Klub wie die Löwen gleichbedeutend mit einem Rückschritt sein.

Storm: Wir haben nominell einen besseren Kader als in der vergangenen Saison. Aber wir haben fünf neue Spieler, in Ola Lindgren einen neuen Trainer und eine neue Spiel-Philosophie. Es gibt bei uns viele Akteure im Kader, die haben nie das von Lindgren geforderte Kollektivspiel gelernt. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, denn die Mannschaft steht jetzt vor einem weiteren entscheidenden Schritt: Sie muss lernen, in Stresssituationen die Ruhe zu bewahren und ein sicheres System zu spielen, wenn es in einer Phase der Partie eng für sie wird.

Trotzdem kann der Anspruch nicht Platz drei sein.

Storm: Unser Ziel ist nicht Rang drei, sondern ein Platz unter den ersten Drei. Man darf aber bei der Formulierung der Saisonziele nicht nur auf sich selbst schauen, sondern muss auch die Konkurrenz im Blick haben. Und da sehe ich, dass der THW Kiel und der HSV Hamburg enorm viel Geld bewegt haben. Der THW hat sich mit Momir Ilic, Christian Sprenger und Daniel Narcisse enorm verstärkt. Gleiches gilt für den HSV mit den Neuzugängen Domagoj Duvnjak und Igor Vori.

Also müssen die Löwen wieder zuschauen, wenn die Konkurrenz die Pokale in die Höhe streckt?

Storm: Wir sind in keinem Wettbewerb der Favorit. In der Bundesliga sind Kiel und Hamburg etwas besser besetzt. Aber nicht immer steht am Ende die Mannschaft mit den stärksten Einzelspielern oben. Deshalb sage ich: Auch wir können mit ein wenig Glück einen Titel gewinnen.

Ist ein Titel nicht sogar Pflicht für Ihren Klub?

Storm: Wir können stolz sein auf das Erreichte, auch wenn wir bislang noch keinen Titel gewonnen haben. Das wird alles kommen. Wir sind im Umfeld mittlerweile besser und breiter aufgestellt als die meisten anderen Top-Klubs in Europa. Die Nachwuchsförderung bei uns ist ebenfalls absolut vorbildlich.

Trotzdem steht kein Pokal in der Vitrine.

Storm: Jetzt gilt es, sportlich die nächsten Schritte zu machen. In diesem Bereich fehlt bislang noch das eine oder andere Detail für den ganz großen Wurf. Aber wir haben Ausdauer und werden nichts überstürzen. Was hier in den zurückliegenden 24 Monaten gelaufen ist, kann sich wirklich sehen lassen.

Die Strukturen sind prächtig, die Leistungen einiger Spieler stimmten zuletzt nicht. In der vergangenen Saison hakte es zum Beispiel im linken Rückraum.

Storm: Von Karol Bielecki und Siarhei Harbok erwarten wir eine absolute Steigerung. Beide sind mit reichlich Potenzial ausgestattet, sie müssen aber mehr zeigen und mit viel mehr Selbstvertrauen agieren. Dabei geht es nicht darum, dass einer zwölf Tore wirft. Mir ist es lieber, wenn wir von fünf Positionen aus jeweils drei Treffer erzielen. Dann haben wir unterm Strich mehr erreicht.

In diesem Jahr bestreiten die Löwen nur sechs Bundesliga-Heimspiele. In der Rückrunde müssen wegen der Eishockey-WM in der SAP Arena vier Partien in Karlsruhe ausgetragen werden. Darüber können Sie nicht glücklich sein.

Storm: Der Umzug nach Karlsruhe sollte für unsere Mannschaft kein Problem sein. Auch in der Champions-League-Vorrunde spielen wir dort. Über die vielen Auswärtspartien bis zum Jahreswechsel sind wir natürlich nicht glücklich. Aber das ist der Preis, den wir für eine der besten Arenen Deutschlands zahlen müssen. Die ist eben nicht immer frei. Die Eishockey-WM gehört als Event natürlich nach Mannheim. Dafür haben wir Verständnis, aber für unsere Werbepartner und viele Fans in Mannheim tut es mir natürlich sehr Leid, dass wir nicht in der SAP Arena spielen können.

An den ersten drei Spieltagen geht es gegen den HSV und Kiel. Haben Sie Angst vor einem Fehlstart?

Storm: Angst haben wir nicht. Aber es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, warum wir zum dritten Mal nacheinander gleich am zweiten oder dritten Spieltag gegen Kiel antreten müssen. Natürlich ist die Spielplangestaltung keine einfache Aufgabe. Aber es ist kein idealer Spannungsbogen, dass diese Top-Begegnungen noch in den Sommerferien direkt zum Saisonstart stattfinden.

Von Marc Stevermüer

 04.09.2009