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Zittersieg in der Lipperlandhalle (RNZ)

Lemgo/Heidelberg. „Hoffentlich“, holte Gudmundur Gudmundsson tief Luft, „hoffentlich passiert so etwas nie mehr.“ Es war am Samstagabend, unmittelbar nach der Niederlage gegen denTHWKiel, als Gudmi, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, das sagte. Im Hinterkopf hatte er dabei die Schmach von Hannover, die 32:33-Pleite beim Außenseiter, im Blick bereits das gestrige Bundesliga-Duell in Lemgo. Und dort wollte der kleine Isländer mit dem großen Handball-Sachverstand vor allem eines sehen: eine konzentrierte Leistung, 60 Minuten lang Vollgas. Zu sehen bekam er das nur bedingt. Es war vielmehr ein Kampf auf Biegen und Brechen, ein Sieg in letzter Sekunde: Die Löwen gewannen mit 26:25 (11:11). Löwen-Manager Thorsten Storm: „Wir hatten das Ding eigentlich mal wieder im Griff, aber bei uns gibt es anscheinend nur Handballkrimis! Es sind zwei ganz wichtige Punkte. In der nun anstehenden Pause können die Jungs nun Kraft tanken.“

Los ging es eher verhalten. Auf beiden Seiten stand der Abwehrverbund wie eine Eins. Es gab kaum ein Durchkommen. Woran auf Löwen-Seite auch Torhüter Goran Stojanovic seinen Anteil hatte. Der Montenegriner machte sich ganz groß, fuhr die Krallen aus und ließ sich selbst von der Siebenmeterlinie aus nicht überwinden. Und natürlich war da auch wieder einer, der immer da ist, wenn es darauf ankommt. Richtig, gemeint ist Uwe Gensheimer, der Mann mit der eingebauten Torgarantie. Der „König der Löwen“ übernahm das Kommando – und wurde belohnt: Er ballerte die Gelben zu einer 6:3-Führung.

Wenig später feierte dann Krzysztof Lijewski sein Comeback. Der neue Rückraum-Kunstschütze vom HSV Hamburg sorgte auf Halbrechts für Entlastung. Ausgezahlt hat es sich zunächst – seine große Stunde schlug später – nicht: Lemgo wurde stärker und stärker, drehte ein 5:9 in ein 9:9 (27.). In die Pause ging es mit einem 11:11-Remis.

Doch das war nur eine Momentaufnahme. Denn kaum aus der Kabine gekommen, schalteten die Löwen einen Gang hoch. Oder vielleicht auch zwei. Zarko Sesum aus der Distanz und immer wieder der wieselflinke Gensheimer – die Angriffsmaschine rollte und rollte, ermöglichte zwischenzeitlich ein 22:17 (47.). Lemgo kam trotzdem nochmals ran: Bis fünf Sekunden vor Schluss stand es 25:25, ehe Lijewski den Siegtreffer erzielte.

Spannung herrschte bereits vor dem Anwurf: In der Lipperlandhalle rotierten die Kugeln, die dritte Runde im DHB-Pokal wurde ausgelost. Bundestrainer Martin Heuberger fungierte als Losfee. Das Knallerduell steigt in Kiel, wo der THW den SC Magdeburg empfängt. Die Löwen bekommen es ebenfalls mit einem Bundesligisten zu tun: Das badische Handball-Flaggschiff muss bei der MT Melsungen ran. „Losglück ist sicher etwas anderes“, erklärte Storm, „das wird eine ganz schwere Aufgabe für uns.“

Ein Kräftemessen zweier Drittligisten steigt an der Bergsträße: Leutershausen empfängt die Berliner Füchse II. „Wir sind froh, dass wir Heimrecht haben. Aber insgeheim hatten wir natürlich auf einen Erstligisten gehofft“, resümierte SGL-Manager Uli Roth.

Von Daniel Hund