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Zum Einstand direkt wieder ein Thriller

In ihrem ersten HBL-Saisonspiel tun sich die Löwen in Göppingen richtig schwer und brauchen Rettung in letzter Sekunde

Zum Einstand direkt wieder ein Thriller: Im ersten HBL-Spiel tun sich die Löwen in Göppingen schwer und brauchen Rettung in letzter Sekunde.
David Móré fliegt auf Marin Sego zu.

Spiel eins für die Rhein-Neckar Löwen in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga 2023/24 – und es ist direkt ein Spiel auf Biegen und Brechen inklusive Thriller-Finale. Nach 60 Minuten steht es 27:27 (12:11) bei Frisch auf! Göppingen. Ein Schmaus für Handball-Ästheten ist es nicht in der „Hölle Süd“, vielmehr ein Kampf und ein Krampf auf beiden Seiten. Die Löwen bedanken sich bei Joel Birlehm, der in Durchgang eins zu Gala-Form aufläuft und sein Team mit 14 Paraden auf Kurs hält, sowie bei David Móré, der drei Sekunden vor Schluss das Remis rettet und das Motto des Abends auf die Spitze treibt: Zum Einstand direkt wieder ein Thriller.

Äußerst nervös verläuft schon der Start in die Partie. Erst leisten sich die Löwen ein Stürmerfoul und einen Wurf in den Block – und liegen 3:0 hinten aus Gastgeber-Sicht (3.). Dann laufen sich die Göppinger minutenlang in der Löwen-Abwehr fest, scheitern fünfmal an Joel Birlehm – und liegen 3:5 hinten (13.). So verrückt der Spielverlauf, so verrückt die Leistung des Löwen-Keepers. Dass es ganz überwiegend freie Würfe sind, die der Mann mit der Nummer 35 pariert, macht das Ganze noch spektakulärer. Die direkte Folge: Die Frisch-auf-Werfer werden immer nervöser, so dass Birlehm zum absoluten Star der ersten Hälfte wird.

Auf sagenhafte 14 Paraden kommt der 26-Jährige bis zur Pausensirene. Highlight die Doppel-Parade in Minute 28. Und verdammt wichtig! Denn so stark Birlehm im Tor agiert, so schwer tun sich seine Kameraden auf der anderen Seite des Spielfelds. Vor allem von halbrechts kommt zunächst sehr wenig. Zudem leisten sich alle Rückraumspieler immer wieder Fehlpässe und technische Fehler. Sauber bleibt die Bilanz beider Außen. Patrick Groetzki trifft drei von drei, David Móré vier von vier. Eine Augenweide, wie die Beiden jeden noch so kleinen Winkel zum Abschluss nutzen – und wie cool sie dabei bleiben.

Zum Einstand direkt wieder ein Thriller: Angriff macht Probleme

Zum Einstand direkt wieder ein Thriller: Im ersten HBL-Spiel tun sich die Löwen in Göppingen schwer und brauchen Rettung in letzter Sekunde.
David Schmidt steigt hoch gegen den Löwen-Block.

Das Problem der Löwen: Weil sie sich selbst immer festlaufen in der Abwehr Göppingens, bleiben die Schwaben dran. Beim 5:8 sind die Mannheimer drei Treffer weg (18.), verlieren danach aber Stück für Stück an Boden und gehen in die Pause gerade einmal mit einem 11:12 – trotz 14 Birlehm-Paraden. Klar ist: In Durchgang zwei muss eine klare Steigerung im Positionsangriff her – oder noch mehr Tempotore nach Ballgewinnen. Diese macht zu Beginn von Halbzeit zwei Frisch auf! Zwei Löwen-Ballverluste, zwei schnelle Tore Göppingen, und die Führung wechselt mit 13:12 auf die Seite der Grünen (32.).

Ballverlust Göppingen, Konter Lindenchrone: Jetzt sind auch die Löwen angekommen in der zweiten Halbzeit (14:14, 33.). Beide Teams knüpfen an das Fehlerfestival der ersten Halbzeit an. Zwei haarsträubende Fehlpässe in Folge von Göppingen bestrafen die Löwen, gehen mit 14:16 in Front (38.). Beim 15:16 wirft Till Hermann am leeren Löwen-Tor vorbei. Lindenchrone bestraft das mit dem 15:17 (39.). Philipp Ahouansou arbeitet nach seiner Einwechslung einen Siebenmeter heraus, Knorr kann auf plus drei stellen – und scheitert an der Latte (16:18, 42.). Besser macht es Lindenchrone nach dem nächsten Göppinger Ballverlust (16:19, 42.). Auszeit Markus Baur für Frisch auf!

Rückschlag für die Grünen, als Kresimir Kozina nach Gesichtstreffer gegen Halil Jaganjac die Rote Karte sieht (44.). Superharte Entscheidung und ein schwerer Schlag für die Schwaben. Groetzki nutzt die Überzahl mit zwei schnellen Treffern zum 17:21 (46.). Göppingen wirkt konsterniert, kommt nach zwei schlechten Abschlüssen von Gelb aber wieder ran auf 19:21 (48.). Wichtig, dass Lindenchrone weiter aufdreht (19:22, 48.). Genauso wichtig, dass die Fackel von Ahouansou einschlägt (20:23, 51.). Mikael Appelgren kommt für den jetzt glücklosen Birlehm (22:24, 52.).

Zum Einstand direkt wieder ein Thriller: Die Nerven hat David Móré

Zum Einstand direkt wieder ein Thriller: Im ersten HBL-Spiel tun sich die Löwen in Göppingen schwer und brauchen Rettung in letzter Sekunde.
Gustav Davidsson holt aus zum Pass.

David Móré holt einen Abpraller, trifft mit seinem siebten Tor zum 22:25 (53.). Der Vorsprung bleibt konstant – wichtig für den Kopf. Groetzki steht dem in nichts nach, macht mit seinem siebten Treffer das 23:26 (54.). Technischer Fehler Löwen bei 24:26. Jetzt muss die Abwehr stehen. Und da ist es, das Stürmerfoul Göppingens in Überzahl! Das ist auf jeden Fall ein Knackpunkt-Moment, vielleicht sogar DER Moment der finalen Phase. Dreieinhalb Minuten vor Schluss können die Löwen wieder auf drei davonziehen. Doch der Wurf von Ahouansou geht daneben.  

Persson schafft auf der Gegenseite den Anschluss zum 25:26 (58.). Technischer Fehler Löwen, Konter Schiller: 26:26 (59.). Fehlwurf Löwen – Frisch auf! kann zum ersten Mal seit der Anfangsphase in Führung gehen. Auszeit knapp eine Minute vor dem Ende Göppingen. Wahnsinn, wie man hier den Vorsprung verspielt und sich unnötig in die Bredouille bringt. Freiwurf-Trick Göppingen, Sarac kommt aus dem Nichts, macht das 27:26 (60.). Auszeit Löwen. 18 Sekunden auf der Uhr. Der Ball geht raus auf den 19-jährigen Móré – und der macht ihn zum 27:27. Wow! Das muss man erstmal setzen lassen.

Frisch auf! Göppingen – Rhein-Neckar Löwen 27:27 (12:13)

Löwen: Appelgren (ab 52., ), Birlehm (15 Paraden) – Kirkeløkke, Plucnar, Knorr (4/2), Óskarsson, Móré (8), Ahouansou (1), Davidsson, Groetzki (7), Gislason, Lindenchrone (4), Jaganjac, Zacharias, Kohlbacher (3)

Göppingen: Sego (3 Paraden), Ravensbergen (5 Paraden) – Kneule (2), Flodman (3), Heymann (1), Sarac (5), Poteko (1), Ellebaek (1), Persson (3), Schiller (2/1), Lastro, Hermann, Kozina (3), Malus (2), Schmidt (4)

Trainer: Sebastian Hinze – Markus Baur

Schiedsrichter: Jörg Loppaschewski & Nils Blümel

Strafminuten: Sego (2), Heymann (2), Kozina (2) – Gislason (2), Jaganjac (2)

Rote Karte: Kozina (44., grobes Foul)

Siebenmeter: 1/2 – 2/4

Vergebene / parierte Siebenmeter: Sego hält gegen Knorr (6.), Knorr scheitert an der Latte (42.) – Birlehm hält gegen Schiller (10.)

Spielfilm: 3:0, 3:5, 5:8, 7:10, 9:12, 11:12 (HZ), 13:12, 14:16, 16:19, 17:21, 20:22, 23:26, 26:26, 27:26, 27:27 (EN)