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Zur Belohnung bleibt das Gehalt aus (MM)

VELENJE. Die Hoffnung auf die paar tausend Euro hat Ivan Cupic längst aufgegeben. Dabei steht ihm das Geld noch zu. Doch der Handballer der Rhein-Neckar Löwen will nicht nachkarten, hat sich mit der Situation abgefunden. Vor eineinhalb Jahren wechselte er von RK Gorenje Velenje zum badischen Bundesligisten. Der slowenische Spitzenverein hatte finanzielle Sorgen, konnte seine Spieler nicht mehr bezahlen.

„Bis heute habe ich das fehlende Gehalt nicht bekommen. Aber was soll ich machen? So läuft das auf dem Balkan, da muss man mit so etwas rechnen“, kann der Kroate Cupic über die eigentlich gar nicht so lustige Geschichte ein wenig lachen. Mit dem Kapitel Velenje hat er abgeschlossen, was das Finanzielle angeht. Vergessen wird er seinen Ex-Klub aber nie. „Ich hatte eine tolle Zeit dort“, erinnert sich der Rechtsaußen, für den am Samstag (19 Uhr) eine Reise in die Vergangenheit ansteht. Im Viertelfinal-Hinspiel des EHF-Pokals tritt der Linkshänder mit den Löwen ausgerechnet in Velenje an: „Ich kehre nicht im Groll zurück. Die Fans sind großartig, ich habe noch viele Freunde in der Mannschaft. Und die können nichts für das, was damals passiert ist.“

Der vom Haushaltswarenhersteller Gorenje finanziell unterstützte Klub aus dem österreichisch-slowenischen Grenzgebiet lebt vor allem von seiner Heimstärke. Die kleine Arena „Rdeca Dvorana“ mit ihren 2500 Plätzen kann ganz schnell zu einem echten Tollhaus werden. Das bekamen die favorisierten Spanier von BM Valladolid zu spüren, als sie in der dritten Europacup-Runde mit 23:33 in Slowenien untergingen und das Aus im Rückspiel trotz eines 35:27-Sieges nicht mehr abwenden konnten. „In eigener Halle ist Gorenje 30 Prozent stärker als auswärts“, warnt Cupic.

Immerhin wissen die Löwen aus eigener Erfahrung, was auf sie zukommt. 2009 trafen sie in der Champions League auf Velenje und gewannen dort 37:29, im Rückspiel siegten die Gelbhemden 33:30. Damals trug Cupic noch das Trikot des slowenischen Spitzenklubs, bei dem er zu einem der weltbesten Rechtsaußen reifte. „Der Verein ist ein tolles Sprungbrett, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen“, sagt der 25-Jährige. Vor ihm spielten bereits aktuelle Topstars wie Momir Ilic, Vid Kavticnik und Siarhei Rutenka für Velenje, das zurzeit die heimische Liga anführt und in der Abwehr mit dem Ex-Löwen Nikola Manojlovic einen herausragenden Spieler hat. Die einstige Liga-Dominanz des Erzrivalen Celje gibt es nicht mehr. „Das sind immer heiße Spiele, beide Städte sind keine 30 Kilometer voneinander entfernt“, erinnert sich Cupic, der 2009 mit seinem Ex-Arbeitgeber Meister wurde: „Unfassbar, was damals los war. Es war der erste Titel nach 50 Jahren, unsere Fans waren überglücklich.“

Seinem ehemaligen Team wünscht der Rechtsaußen auch in dieser Saison den nationalen Triumph. „Aber den EHF-Cup wollen wir gewinnen“, betont Cupic, um den sich Wechselgerüchte ranken. Die Löwen fahren einen Sparkurs, der 25-Jährige gilt als Streichkandidat: „Ich möchte gerne bleiben, meine Familie und ich fühlen uns sehr wohl hier. Natürlich weiß ich aber auch, dass der Verein Probleme hat. Ich versuche das auszublenden und konzentriere mich auf meine Leistung.“ Denn die soll gegen Velenje stimmen – mit dem Klub hat er ja noch eine Rechnung offen.

Von Marc Stevermüer