Veröffentlichung:

Zur Halbzeit mit einem Tor vorn (RNZ)

Mannheim. Normalerweise jubeln die Rhein-Neckar Löwen, wenn sie einen Sieg in der SAP Arena feiern dürfen. Normalerweise. Am Samstag war dies völlig anders. Zwar hatte die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson das erste EHF-Pokal-Halbfinalspiel vor 6483 Zuschauern mit 33:32 (15:13) gewonnen, doch diesmal jubelten andere, nämlich die Schwaben mitsamt ihrer lautstarken Anhängerschaft, während bei den Löwen Ernüchterung einkehrte. Das hatten sie sich ganz anders vorgestellt, einen komfortablen Vorsprung hatten sie eigentlich herausspielen wollen, um für das Rückspiel am Freitag (19.30 Uhr) in Göppingen gerüstet zu sein, um die Grundlage für den Einzug ins Finale zu legen, wo der junge Verein endlich den heiß ersehnten ersten Titel gewinnen will.

Dabei hatten die Löwen so gut angefangen, hatten den Schwaben die Zähne gezeigt und schnell mit 4:0 geführt. Die Abwehr stand bombensicher, die Gäste bissen sich daran die Zähne aus. Fast acht Minuten dauerte es, bis dem Team von Trainer Velimir Petkovic das erste Tor gelang. „Wir haben sehr gut angefangen, ich bin zufrieden mit der Abwehr in den ersten 17 Minuten“, sagte Gudmundur Gudmundsson, „in der zweiten Halbzeit hat die Abwehr nachgelassen und unsere Torhüter waren nicht gut genug. Am Freitag müssen wir unsere Abwehr verbessern.“ Frisch Auf führte zwar nie, blieb aber immer dran und verhinderte, dass die Löwen davonziehen konnten.

Während also die Löwen-Deckung ihre Keeper immer wieder im Stich ließ, wuchs Bastian Rutschmann im Tor der Göppinger über sich hinaus. „Rutschmann war entscheidend, er kommt von hier, hat mit Emotionen gespielt und wollte es allen zeigen“, erklärte sein Trainer „Petko“. Rutschmann, der einst bei der SG Kronau/Östringen im Tor stand und zur Aufstiegsmannschaft gehörte, wurde damals „aussortiert“ und ist bei Frisch Auf eigentlich nur die Nummer zwei. „Wir sind damals aufgestiegen und es wurden andere Torhüter verpflichtet, so ist das Geschäft. Es ist aber schön, hier zu spielen, im Baden-Württemberg-Derby“, erinnerte sich der 29-Jährige, der damals nur mit Uwe Gensheimer zusammengespielt hatte, alle anderen fanden erst danach den Weg zu den Löwen. Zu seiner eigenen Leistung mochte sich Bastian Rutschmann – ganz bescheiden – nicht äußern, aber mit dem Ergebnis war er, trotz der Niederlage, zufrieden: „Es hätte schlimmer kommen können.“

Nun wird es also eng am Freitag, aber unterschätzen werden die Löwen Göppingen auf keinen Fall, und wie sie im Rückspiel bestehen können wissen sie auch: „Wir müssen hinten besser stehen“, fordert Kreisläufer Bjarte Myrhol, mit sieben Treffern erfolgreichster Löwen-Schütze und liegt damit ganz auf der Wellenlänge seines Trainers. „Die Abwehr können und müssen wir verbessern,“ fordert „Gudmi“, der sich über den Terminplan ärgerte, denn während sich die Göppinger die ganze Woche auf das Rückspiel konzentriert vorbereiten können, empfangen die Löwen am Dienstag (20.15 Uhr) noch den TBV Lemgo in der SAP Arena. „Lemgo hat die letzten Spiele sehr gut gespielt, die sind gut drauf, das wird sehr, sehr schwer“, erwartet den Löwen-Coach eine schwere Woche. Und für das Spiel in Göppingen sieht er durchaus Chancen, zumal sein Team in dieser Saison bereits drei mal gewinnen konnte:„Das ist ein neues Spiel, wir haben jetzt erst Halbzeit und führen mit einem Tor.“ Und Linkshänder Michael Müller fordert: „Wir wollen das vierte Mal in dieser Saison gegen Göppingen gewinnen!“

Von Hasso Waldschmidt