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Zurück ins Abenteuerland

Mannheim. Vor vier Monaten wurde David Szlezak sogar noch zum Aufstiegshelden. Daran hatte der Österreicher rund ein Jahr zuvor nicht zu träumen gewagt. Der Rechtsaußen beendete im Sommer 2008 seine Karriere bei den Rhein-Neckar Löwen und übernahm eine Position in der Sponsoring- und Marketingabteilung des Handball-Bundesligisten. Doch dann kehrte er noch einmal auf die Platte zurück – wenn auch nur für sechs Wochen.

Szlezak streifte sich im November und Dezember des vergangenen Jahres das Trikot des damaligen Zweitligisten TSV Hannover-Burgdorf über. Auch er hatte seinen Anteil daran, dass der Klub in der Nord-Staffel Zweiter wurde. Ein Sieg in der Relegation gegen die TSG Friesenheim, dann allerdings ohne den Mannheimer Rechtsaußen, bescherte den Niedersachsen schließlich den Aufstieg.

Heute geht es für den TSV um 20.15 Uhr in der AWD-Halle gegen die Rhein-Neckar Löwen, bei denen Szlezak mittlerweile wieder seinen Schreibtischjob übernommen hat. „Die Anfrage aus Hannover kam damals auch für mich überraschend“, sagt der 35-Jährige, der sein Intermezzo bei den Norddeutschen „als rundum gelungenes Abenteuer“ und „schöne Spontanaktion“ bezeichnet.

Dennoch sei die emotionale Bindung nicht mehr ganz so groß. „Mein Engagement beim TSV liegt schließlich schon fast ein Jahr zurück. Aber ich habe viele nette Leute in Hannover kennengelernt. Deshalb werde ich auch in der Halle sein. Normalerweise bin ich auswärts nicht dabei“, sagt der Österreicher, dessen Herz aber heute natürlich voll und ganz für die Gelbhemden schlägt: „Wir müssen einen Pflichtsieg landen und die Punkte mitnehmen.“

Die benötigt aber auch der Liganeuling ganz dringend. Fünf Niederlagen kassierten die Niedersachsen zuletzt in Serie, nachdem es zum Saisonstart noch einen Erfolg über Balingen-Weilstetten gegeben hatte. „Nach dem ersten Spiel hätte ich mehr erwartet, zumal das Team gut verstärkt wurde“, sagt Szlezak, der den Hannoveranern eine dauerhafte Erstliga-Zugehörigkeit zutraut: „Der Klub hat ungefähr das gleiche Potenzial wie Berlin. Die wirtschaftliche Kraft ist da. 2010 wollte der TSV in der Ersten Liga sein, jetzt hat er es ein Jahr früher geschafft. Doch das hilft alles nichts, wenn man jetzt absteigt. Hannover muss mit aller Macht drinbleiben.“ Druck haben somit heute nicht nur die Löwen, sondern auch die Gastgeber. Zumal viele Fans mit mehr als nur einem Sieg in den ersten sechs Partien gerechnet hatten. Die Stimmung in der AWD-Halle kippte zuletzt schnell ins Negative.

Um aus dem Tabellenkeller zu klettern, sucht der TSV nach wie vor nach Verstärkungen. Einen Anruf bei Szlezak können sich die Hannoveraner allerdings sparen. „Grundsätzlich ausschließen werde ich nichts mehr“, lacht der 35-Jährige, „aber zurzeit ist es nicht denkbar, dass ich noch einmal auf die Bundesligabühne zurückkehre. Irgendwann muss man damit abschließen. Ich bin glücklich mit meiner jetzigen Aufgabe und will bei den Löwen etwas für meine berufliche Zukunft lernen. Ich baue mir jetzt etwas Neues auf.“

Von Marc Stevermüer

 14.10.2009