Veröffentlichung:

Zwischen gefühltem Sieg und herbem Dämpfer (MM)

Mannheim. Die Hobby-Psychologen dürften die Ohren gespitzt haben, als Gudmundur Gudmundsson nochmals das 30:30 gegen den TBV Lemgo eingehender analysierte. „Die Umstellung auf die 5:1-Abwehr war der Schlüssel zum Sieg“, durfte der Trainer der Rhein-Neckar Löwen zurecht mit seiner taktischen Umstellung zufrieden sein, doch der Sieg war aus Löwen-Sicht eben leider nur gefühlt.

Einen „Freud’schen Versprecher“ nennen das die Experten in der Fachsprache, der sich bei Gudmundsson nach einem zeitweisen Fünf-Tore-Rückstand problemlos erklären ließ. Am Ende stand aber dennoch ein Rückschlag im Rennen um die Champions-League-Plätze. „Wir müssen am Ende rechnen, ob uns der Zähler fehlt“, wollte Gudmundsson zwar noch nicht aufgeben. Klar war aber auch, dass nun die direkten Konkurrenten schon patzen müssen, wenn es mit der Königsklasse noch etwas werden soll. „Wer gegen Lemgo nur Unentschieden spielt, gehört da auch nicht hin“, meinte Manager Thorsten Storm.

Nachdem sich der erste Ärger gelegt hatte, blickten die Verantwortlichen aber schon wieder voraus. „Wir müssen dieses Spiel schnell abhaken und auf Freitag schauen“, lenkte Trainer Gudmundsson den Blick auf das Halbfinal-Rückspiel um den EHF-Cup in Göppingen, das zur nächsten Nagelprobe für das Löwenrudel wird.

Die Kritik wurde deshalb auch schnell leiser, Coach und Geschäftsführer bemühten sich, die positiven Aspekte des Lemgo-Spiels in den Vordergrund zu rücken. Immerhin stimmten Einsatzbereitschaft und der Glaube an sich selbst, 30 Tore im Angriff konnten sich ebenfalls sehen lassen. Aber wie schon gegen Göppingen am Samstag zuvor kassierten die Badener einfach zu viele Gegentreffer. „Wir müssen uns unbedingt in der Abwehr steigern“, räumte auch Rückraumspieler Zarko Sesum ein, der mit seinen Kollegen Torwart Goran Stojanovic erst in der Schlussphase eine echte Hilfe war.

Dazu gesellten sich überhastete Abschlüsse, als die Partie in die entscheidende Phase ging, und ein unkonzentriertes Überzahlspiel. „Wir müssen ab und zu auch den Kopf einschalten“, monierte Manager Storm – von den vier (!) verworfenen Siebenmetern einmal ganz abgesehen.

Auch in diesen Situationen vom Punkt machte sich das Fehlen von Uwe Gensheimer bemerkbar. Neben Sesum und Ivan Cupic, der allein fünfmal traf, aber auch dreimal vergab, gehört der am Knöchel verletzte Kapitän schließlich zu den etatmäßigen Siebenmeterschützen. „Es ist schade, dass Ivan seine überragende Leistung mit den Strafwürfen nicht krönen konnte“, blickte Gudmundsson auf die elf Tore des Kroaten, die deutlich machten, dass die Löwen etwas rechtslastig agierten. In Göppingen soll Uwe Gensheimer aber unbedingt wieder dabei sein.

„Einer unserer Physios muss im gleichen Bett wie Uwe geschlafen haben und die ganze Nacht seinen Knöchel geknetet haben. Der war Montag noch doppelt so dick“, hatte Storm mit Blick auf den Linksaußen schon wieder seine gute Laune gefunden und auch Gudmundsson ist zuversichtlich: „Ich gehe davon aus, dass es klappt.“

Von Thorsten Hof