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„Auf das Hier und Jetzt konzentrieren“
Löwen- Kapitän Uwe Gensheimer spricht über seine Zwangspause und die Ausgangslage vor dem Heimspiel gegen Wetzlar
Alle guten Dinge sind vier: Nach den knappen Niederlagen gegen Kiel und Berlin, sowie dem Unentschieden gegen Erlangen empfangen die Löwen morgen (16 Uhr) in der LIQUI MOLY Handball- Bundesliga die HSG Wetzlar. Gegen den momentan Tabellenfünften aus Mittelhessen soll es endlich klappen mit dem ersten Pflichtspiel- Sieg 2022 und einem kleinen Befreiungsschlag für die Moral. Die Partie in der SAP Arena wird Uwe Gensheimer nur von außen verfolgen können. Eine Verletzung der Achillessehne zwingt ihn nach monatelangen Beschwerden nun endgültig zu einer längeren Pause. Im Interview vor dem Duell mit den Mittelhessen spricht der Löwen- Kapitän über seinen Gesundheitszustand, die Leistungen und Veränderungen der Mannschaft nach der Winterpause und über den kommenden Gegner. Außerdem erläutert er, warum es nun schnelle Erfolgserlebnisse braucht.
Uwe, bevor wir auf das Spiel gegen Wetzlar schauen, erst einmal noch ein kurzer Blick zurück: Wie ordnest du denn die ersten drei Löwen- Auftritte 2022 ein?
Uwe Gensheimer: Im Pokalspiel gegen Kiel haben wir eine starke Leistung gezeigt, da war eigentlich alles drin, am Ende ging uns ein bisschen die Puste aus, weil wir ein hohes Tempo gefahren sind, wir haben aber auch in der Schlussphase die 7:6-Situationen gegen Kiel nicht so gut verteidigt bekommen. In Berlin haben wir auch eine gute Partie gespielt, leider mit einer schlechten Wurfausbeute, sonst wäre da auch mehr drin gewesen und im Erlangen-Spiel hatten wir nach einem überragenden Start eine Phase im Spiel drin, die uns am Ende den Sieg gekostet hat. Wir haben es zwar dann noch geschafft, ein Unentschieden herauszuholen, aber da wollten wir natürlich auf jeden Fall zwei Punkte holen.
Was denkst du: Wieso kam es im Heimspiel gegen Erlangen zu dieser fahrigen Phase?
Uwe Gensheimer: Es war vielleicht so ein kleines Überlegenheitsgefühl nach dem guten Start. Da denkt man, die Partie haben wir locker im Griff, dann hat die Konzentration nachgelassen, Erlangen hat ein paar Tore erzielt und schon wurden wir nervös. Es hat nur zwei, drei Kleinigkeiten gebraucht, dann war die Sicherheit plötzlich schnell weg und die Zahl der Fehler hat sich gehäuft.
Aber du hast es ja schon angedeutet, es gab auch durchaus positive Veränderungen…
Uwe Gensheimer: Wir haben uns vor der Winterpause einen Neustart vorgenommen und wollten im neuen Jahr auf jeden Fall anders auftreten, vor allem die Partien im Dezember entsprachen überhaupt nicht dem Anspruch, den wir an uns selbst haben. Das waren Auftritte, die wir so nicht mehr hinnehmen wollten. Deshalb haben wir Ende Dezember vereinbart, dass jeder noch einmal in sich gehen soll und sich selbst hinterfragen soll, wo man selbst noch mehr geben kann für die Mannschaft, damit wir wieder erfolgreicher sind.
Dass dann mit Ljubomir Vranjes ein neuer Trainer gekommen ist, hat sicherlich geholfen, dass es sich dann auch wirklich in den letzten Wochen wie ein Neustart angefühlt hat. Er hat eine neue Form der Ansprache und er hat klare Vorstellungen, was er verändern möchte. In der kurzen Zeit, die wir bisher hatten, ist da natürlich nicht so viel möglich, aber ich denke, ein paar Kleinigkeiten, die er uns mit auf den Weg gegeben hat, haben wir schon ganz gut reinbekommen.
„Auf das Hier und Jetzt konzentrieren“: Erfolgserlebnisse müssen her
Jetzt fehlt nur noch ein Sieg…
Uwe Gensheimer: Ja klar, wir brauchen jetzt unbedingt Erfolgserlebnisse, auch für die Köpfe. Den Glauben an sich selbst bekommt man am besten über Siege.
Und mit Blick auf die Tabelle wären zwei Punkte ja auch nicht verkehrt bzw. wichtig. Wie groß ist der Druck, die Tabellensituation jetzt so schnell wie möglich zu verbessern?
Uwe Gensheimer: Druck würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, es ist vielleicht mehr die eigene Unzufriedenheit. Aber es bringt jetzt nichts, eine Aussage darüber zu machen, wo wir nach den nächsten Wochen stehen wollen oder sollen. Es ist wichtig, dass wir uns schnell Selbstbewusstsein holen, und da ist es besser, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das heißt zum Beispiel aktuell, dass wir es im nächsten Spiel schaffen müssen, die Zahl der eigenen Fehler zu reduzieren.
Durch die Verlegung des Auswärtsspiels gegen Leipzig hattet ihr nun zwei Wochen Zeit, um euch auf die Partie gegen Wetzlar vorzubereiten. Ein Vorteil?
Uwe Gensheimer: Wenn man etwas mehr Zeit hat, ist das natürlich immer gut. Vor allem im körperlichen Bereich kann man dann etwas intensiver trainieren. Aber ansonsten haben wir uns eigentlich ganz normal auf den nächsten Gegner eingestellt, wir haben natürlich auch an bestimmten Dingen weitergearbeitet, aber wir haben jetzt nicht in zwei Wochen alles auf den Kopf gestellt.
Du selbst konntest in den letzten Tagen nicht mittrainieren wie gewohnt- was macht denn deine Entzündung in der Achillessehne?
Uwe Gensheimer: Momentan leider nicht so gut. Es ist ein ständiges Auf und Ab. Diese Entzündung bereitet mir ja bereits seit Oktober Schwierigkeiten und Schmerzen. Im Januar haben wir dann die Zeit für eine intensive Reha genutzt, dadurch fühlte ich mich auch viel besser, bin dann aber in dem Spiel gegen Kiel gleich wieder von 0 auf 100 gegangen. Ich denke, da ist die Verletzung schon wieder ein bisschen aufgebrochen. In Berlin habe ich es zwar noch einmal versucht, da wir ja weitere Ausfälle auf meiner Position hatten, aber da hatte ich dann auch Probleme. Und nun ist es halt so, dass die Achillessehne akut entzündet ist. Das ist natürlich ein Rückschlag für mich, aber ich muss mir jetzt einfach selbst die nötige Pause geben, um die Verletzung auszukurieren. Deshalb werde ich in nächster Zeit erstmal nicht mehr auf dem Spielfeld dabei sein können.
Deine Rolle als Kapitän bei den Löwen hast du ja immer vorbildlich erfüllt, auch als Anführer und Motivator auf dem Feld. Wie ist das für dich, ausgerechnet in der jetzigen Phase nur von außen zuzuschauen und nicht selbst eingreifen zu können?
Uwe Gensheimer: Die Situation ist für mich persönlich nicht einfach, wenn man helfen will und es nicht wie gewohnt kann. Gerade in der momentanen sportlichen Lage möchte man gerne seinen Teil beitragen, aber so schwer es auch ist: Ich muss jetzt wieder hundertprozentig fit werden. Sonst bringt das ja auch keinem was, weder mir noch der Mannschaft.
Für die Mannschaft wird das Heimspiel gegen Wetzlar mit Blick auf die Tabelle natürlich ein ganz wichtiges: Das Hinspiel lief zumindest schon einmal erfolgreich, da gab es einen knappen 30:29- Auswärtssieg. Wo muss man bei diesem Gegner ansetzen?
Uwe Gensheimer: Die HSG hat vor allem Routine darin, ihre Angriffe lange auszuspielen, meistens schaffen sie es auch noch kurz vor der Grenze zum Zeitspiel ein Tor zu werfen. Dazu verliert Wetzlar selten einmal den Ball. Das alles kann sehr zermürbend sein für den Gegner, das hat man auch im Hinspiel schon gesehen. Aber genau darauf müssen wir uns einstellen, geduldig bleiben und natürlich ein paar Fehler weniger machen als gegen Erlangen.
Heimspiel gegen Wetzlar: 9000 Zuschauer und 3 G
Durch die am Mittwoch in Kraft getretenen Lockerungen der Coronaverordnung des Landes Baden- Württemberg und einer Sondergenehmigung für die SAP ARENA sind beim morgigen Heimspiel gegen die HSG Wetzlar bis zu 9.000 Zuschauer zugelassen. Zudem werden die Zugangskontrollen von 2G + auf 3G (= Zutritt nur für getestete, geimpfte oder genesene Personen) heruntergestuft. Weiterhin bestehen bleibt die FFP2 Maskenpflicht ab 18 Jahren. Bei Kindern und Jugendlichen von 6-17 Jahren sind medizinische Masken ausreichend – wer jünger ist, ist von der Maskenpflicht befreit.
Die Arena öffnet um 14:30 Uhr, Tickets für Kurzentschlossene gibt es noch an der Tageskasse.