Veröffentlichung:

„Dann kommen sie mit Dampf“

K.o.-Phase der Löwen in der EHF European League startet am Abend in Nasice

"...dann kommen sie mit Dampf": K.o.-Phase der Löwen in der EHF Euro League startet am Abend in Nasice gegen die jungen Wilden des RK Nexe.
Die Mannschaft des RK Nexe Nasice.

Gestärkt von zwei Siegen in der SEHA League empfängt RK Nexe Nasice am Dienstagabend um 18.45 Uhr die Rhein-Neckar Löwen. Der kroatische Spitzenklub geht als Außenseiter in die beiden Achtelfinal-Duelle mit dem Handball-Bundesligisten, der im Rückspiel eine Premiere feiern wird: Das erste Heimspiel im neuen, schmucken SNP Dome zu Heidelberg. Löwen-Trainer Schwalb warnt davor, den Gegner ins Spiel kommen zu lassen: „Dann kommen sie mit Dampf.“

Knapp zweieinhalb Jahre nach Baubeginn im Heidelberger Stadtteil Kirchheim ist es so weit: Erstmals wird die neue „Zweit-Heimat“ der Löwen ihre Pforten öffnen – und das direkt für ein entscheidendes Spiel. Zumindest hoffen das alle. Das Ziel jedenfalls steht fest: Die Löwen wollen am Abend in Nasice den Grundstein dafür legen, um am Dienstag in einer Woche (30. März, 18.45 Uhr) den Einzug ins Viertelfinale der EHF European League perfekt zu machen.

„Eine dynamische Mannschaft mit vielen jungen Spielern“, sagt Löwen-Trainer Martin Schwalb über den Achtelfinal-Gegner, während er sich in aller Ruhe das letzte Gruppenspiel der Kroaten gegen Montpellier auf Video anschaut. „Die können sich in Euphorie spielen, dann kommen sie mit Dampf – genau das wird es zu verhindern gelten“, sagt der erfahrene Handball-Fachmann. Respekt vor dem Gegner ja, Angst auf keinen Fall. Denn eines sollte auch feststehen: Bringen die Löwen ihr eigenes Potenzial auf die Platte, sind sie das bessere, das reifere, das coolere Team.

„Dann kommen sie mit Dampf“ – Löwen wollen schnell ein Gefühl für den Gegner bekommen

"...dann kommen sie mit Dampf": K.o.-Phase der Löwen in der EHF Euro League startet am Abend in Nasice gegen die jungen Wilden des RK Nexe.
Der SNP Dome in Heidelberg.

Wie wichtig für das Nexe-Spiel der jüngste Bundesliga-Auftritt in Leipzig war, weiß Martin Schwalb genau – gerade in Hinblick auf ein K.o.-Duell, das zunächst einmal voller Unwägbarkeiten steckt. Niemand weiß so wirklich genau, was da auf einen zukommt in der Sportska dvorana kralja Tomislava mitten im Herzen der ostkroatischen Kleinstadt. „Wichtig wird sein, schnell ein Gefühl für diesen Gegner zu bekommen. Und zwar im Spiel selbst. Da kann man vorher noch so viel Video schauen“, sagt Schwalbe, das Schlitzohr, und ist froh, dabei auf ein gewisses Fundament aufbauen zu können.

„In Leipzig waren wir stabil, waren locker und ruhig“, beschreibt der Coach die Grundstimmung seines Teams. Zwei der Besten an diesem Tag, Torwart Andreas Palicka und Spielmacher Andy Schmid, lobten explizit die in allen Bereichen starke Leistung. „Wenn wir so auftreten, unsere Chancen nutzen und die Abwehr hinstellen, die wir brauchen, dann bestimmen wir in den meisten Fällen auch, wie das Spiel ausgeht. Aber: Wir brauchen dafür einen guten Tag. An einem schlechten kann das nämlich wieder komplett anders aussehen“, sagt Martin Schwalb und fasst damit perfekt den Gesamtzustand der Rhein-Neckar Löwen im März 2021 zusammen.

Mit dem Rukometni klub Nexe Našice treffen die Löwen auf eine Mannschaft, die ähnliche Schwankungen allein aufgrund ihrer Jugend sehr gut kennt. Und die sich – genau wie die Löwen – mit zwei Liga-Siegen aktuell im Aufwind befindet. In der SEHA League, einer länderübergreifenden Spielklasse für osteuropäische Spitzenklubs, haben die Kroaten innerhalb von fünf Tagen zwei wichtige Siege eingefahren, darunter ein 36:32 gegen Champions-League-Teilnehmer Vardar Skopje, bei dem mit Borko Ristovski, Filip Taleski und Ivan Cupic gleich drei ehemalige Löwen sowie mit Christian Dissinger ein gebürtiger Ludwigshafener spielt.

„Dann kommen sie mit Dampf“ und mit ein paar „ordentlichen Geschossen“

"...dann kommen sie mit Dampf": K.o.-Phase der Löwen in der EHF Euro League startet am Abend in Nasice gegen die jungen Wilden des RK Nexe.
Nexes Halil Jaganjac ist ein Modell-Athlet.

Überragend gegen Skopje war die Rückraum-Achse Janko Kevic / Halil Jaganjac, die allein 16 der 36 Tore erzielte. Jaganjac erinnert mit seiner bulligen Statur an Göppingens Sebastian Heymann, zählt in der Euro League zu den besten Torschützen und kann an einem guten Tag jede gegnerische Abwehr zur Verzweiflung bringen. „Ja, die haben schon ein paar ordentliche Geschosse in ihren Reihen“, sagt Martin Schwalb anerkennend, betont aber auch, dass die eigene Qualität entscheiden müsse: „Wie dieses Spiel ausgeht, liegt in unserer Verantwortung.“

Trainiert werden die Kroaten neuerdings von Branko Tamse, der Anfang Februar das Amt von Hrvoje Horvat übernahm. Horvat, der von Januar bis Juli 2004 für die SG Kronau-Östringen und damit für den Vorläufer der Rhein-Neckar Löwen aktiv war, wechselte damals ziemlich kurzfristig zur kroatischen Nationalmannschaft, nachdem die lebende Trainerlegende Lino Cervar noch während der WM hingeschmissen hatte. Unter Tamse, der bereits bei den renommierten Klubs aus Velenje, Celje and Zagreb Trainererfahrungen gesammelt hat, hat sich das Team durchaus ordentlich entwickelt. Mit seinen 42 Jahren ist Tamse immer noch ein junger Trainer. Als Spieler war er einst auf dem rechten Flügel für den slowenischen Top-Klub Gorenje Velenje aktiv, konnte sich auch dort schon auf internationalem Parkett beweisen und bringt als Vertreter der klassischen kroatischen Handball-Schule alle Voraussetzungen mit, um mit seinen Jungs die Löwen zu ärgern.

Ob ihm das gelingen wird, hängt vor allem davon ab, ob sich die Löwen ärgern lassen. Und das wiederum, weiß Tamses Gegenüber Schwalb, hat der Handball-Bundesligist selbst in der Hand. „Es wird drauf ankommen, wie wir ins Spiel finden, wie schnell wir uns an die Gegebenheiten vor Ort einstellen und dass wir die Jungs von Nexe nicht ins Rollen kommen lassen.“ Wer live dabei sein will, kann über die sozialen Kanäle der Löwen im Ticker mitlesen oder die Partie über das Streaming-Portal DAZN verfolgen.

Bilder: RNL/RK Nexe Nasice/Robin Heller