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Mit großem Kämpferherz: Löwen halten Final-Four-Traum am Leben
Chekhovskie Medvedi fordert die Mannschaft von Martin Schwalb aufs Äußerste – am Ende ist es wieder ein Krimi
Zwei unterschiedliche Halbzeiten, ein Ergebnis, mit dem man arbeiten kann: Trotz einer 32:33 (19:15)-Niederlage bei Chekhovskie Medvedi haben die Rhein-Neckar Löwen noch alle Chancen, um sich für das Final Four in der EHF European League zu qualifizieren. Im Viertelfinal-Hinspiel beim russischen Serienmeister erwischten die Mannheimer erst einen Fehlstart, spielten dann eine überragende erste Halbzeit, um schließlich in Durchgang zwei Stück für Stück in die Bredouille zu geraten. Am Ende war es eine pure Willensleistung, mit der man dem anstürmenden Gegner erst Paroli bot und ihn am Ende sogar noch ein Stück zurückdrängte. Im Rückspiel haben die Gelben alle Chancen, um noch den Sprung ins Finalturnier des Wettbewerbs zu schaffen.
Der Start geht richtig in die Hose. Dmitry Pavlenko nimmt die ersten beiden Löwen-Würfe weg, per Gegenstoß bringen Pavel Andreev und Alexander Kotov die Bären mit 2:0 in Front (2.). Nach Ballverlust Albin Lagergren stellt Alexander Kotov gar auf 3:0, ist der Löwen-Fehlstart perfekt (4.). Noch bemerkenswerter als der fehlerhafte Einstieg ist die Reaktion der Mannheimer. Denn vier Minuten später steht es 3:5 aus Sicht der Russen. Was passiert? Die Löwen schlagen mit voller Wucht zurück. Gestützt auf eine aufmerksame 6-0-Abwehr holen sich jetzt die Kurpfälzer Ball um Ball, sichern sich leichte Treffer im Tempogegenstoß. Jerry Tollbring besorgt das 1:3, 2:3 und 3:4 (7.). Nach der zweiten Parade von Andreas Palicka ist es Jannik Kohlbacher, der den Turbo anwirft und den nächsten Gegenstoß zum 3:5 abschließt (8.).
Chekhov-Trainer Vladimir Maksimov hat genug gesehen, nimmt die erste Auszeit. Der früh sehr heiß gelaufene Halbrechte Alexander Kotov stellt mit seinem dritten Treffer den Anschluss zum 4:5 her (9.). Es zeigt sich aber auch: Die Löwen bekommen die Partie mehr und mehr über die Verteidigung in den Griff. Chekhov nimmt sich unfassbar viele Würfe quasi aus dem Stand – die werden leichte Beute des bestens aufgelegten Palicka. Zwischen Minute 11 und 13 landet der Schweden-Hexer drei Paraden, bringt so die Löwen-Treffer zum 5:7 durch Andy Schmid, zum 6:8 durch Kohlbacher und zum 6:9 durch Lagergren auf den Weg (13.). Immer wieder sind es Ballgewinne wie durch Mait Patrail (18.), die die Löwen beflügeln. Beim 11:17, Kohlbachers viertem Treffer, sind es bereits sechs Tore Vorsprung für die Gäste. Nur weil sich bis zum Halbzeitpfiff ein paar kleinere Unkonzentriertheiten ins Spiel der Nordbadener einschleichen, nehmen die Löwen keine höhere Führung als das 15:19 mit in die Pause. Den Schlusspunkt setzt Patrick Groetzki, der aus unmöglichem Winkel mit seinem dritten Tor den Pausenstand herstellt: So macht Löwen-Handball Spaß!
Löwen halten Final-Four-Traum am Leben: Chekhov schlägt brutal zurück – und die Löwen halten am Ende stand
Leider haben die Russen etwas gegen diese Show. Sie stibitzen einen Ball von Lagergren, postwendend netzt Alexander Kotov zum 16:19 ein (31.). Groetzki antwortet per schneller Mitte und dem Tor zum 16:20 (31.). In den kommenden Minuten wird offensichtlich: Chekhovs Trainer-Legende Vladimir Maksimov hat seine Männer perfekt gebrieft für Durchgang zwei, die Lehren gezogen aus der ersten Halbzeit – so wie schon gegen Nimes im Achtelfinale. Chekhov nutzt nun vor allem die Räume im Löwen-Zentrum, um immer wieder zum Erfolg zu kommen. Beim 20:21 durch Kirill Kotov haben die Bären den Anschluss wiederhergestellt (37.). Nach Lattentreffer Kohlbachers schafft Linksaußen Roman Ostashchenko den Ausgleich zum 21:21. Der Lauf gegen die Löwen hat sich in der 38. Minute auf 2:6 erhöht.
Jetzt wird es ein Kampf auf Biegen und Brechen. Die Löwen halten mit Schmid dagegen, treffen zum 21:22 – und gehen wieder in Führung (39.). Drei Chekhov-Tore später steht es 24:22 und die Partie droht den Gelben zu entgleiten. Grund sind Ballverluste im Sieben-gegen-sechs. Zum Glück bekommen die Löwen dies schnell wieder korrigiert, halten mit großem Herz und ganz viel Leidenschaft dagegen. Romain Lagarde bringt seine Farben sogar noch einmal in Führung beim 26:27 (47.). Im Gegenzug wuchtet der überragende Alexander Kotov zum zehnten Mal in die Maschen, stellt auf 27:27 (47.). Torwart Pavlenko setzt nun immer wieder fiese Nadelstiche, kauft den Löwen einige freie Bälle ab. Nach dem 33:29 durch Sergej Kosorotov droht den Gelben eine echte Hypothek fürs Rückspiel (55.).
Mit seiner letzten Auszeit bekommt Löwen-Trainer Schwalb seine Männer noch einmal gesammelt. Kohlbacher trifft: 33:30. Palicka hält, Tollbring trifft: 33:31 (58.). Alexander Kotov verwirft, Lagergren knallt den finalen Wurf unter die Latte und über die Linie: 33:32 (60.). Mit diesem Ergebnis ist im Rückspiel alles drin. Respekt vor diesem Löwen-Kampf!
Chekhovskie Medvedi – Rhein-Neckar Löwen 33:32 (15:19)
Chekhov: Pavlenko, Grushko – Kiselev, K. Kotov (3), Andreev (1), A. Kotov (13), Ovchinnikov, Ostashchenko (7), Kornev, Furtsev, Stelmakh, Maslennikov, Novokreshchenov, Ermakov (4), Kulak, Kosorotov (5)
Löwen: Palicka, Katsigiannis (53.-56.), Späth – Schmid (7/3), Scholtes, Kirkeløkke (2), Lagarde (1), Patrail, Tollbring (6), Ahouansou, Lagergren (3), Groetzki (5), Gislason, Nilsson (2), Kohlbacher (6)
Trainer: Vladimir Maksimov – Martin Schwalb
Schiedsrichter: Dimitar Mitrevski & Blagojche Todorovski (Nordmazedonien)
Strafminuten: / – Lagarde (2)
Siebenmeter: 1/3 – 3/4
Chekhov: Kosorotov scheitert an Palicka (23.), K. Kotov wirft über das Tor (46.)
Löwen: Schmid scheitert an Pavlenko (48.)
Spielfilm: 3:0, 3:3, 3:5, 5:7, 8:10, 9:13, 10:14, 11:15, 11:17, 12:18, 15:18, 15:19 (HZ), 16:19, 16:20, 19:21, 21:21, 22:22, 24:22, 25:25, 26:26, 26:27, 28:27, 30:28, 31:29, 33:29, 33:32 (EN)