Veröffentlichung:

Schwedisches Stoppschild & löwenstarkes Offensiv-Spektakel

Die Gelbhemden starten furios ins Bundesligajahr 2023

Jubel auf der Löwen-Bank

Schwedisches Stoppschild & löwenstarkes Offensiv-Spektakel: Der Tabellendritte, die Rhein-Neckar Löwen, spielen beim Vorletzten, GWD Minden. Bereits das Hinspiel geht, gegen ersatzgeschwächte Gäste, mit 37:25 deutlich an die Löwen. Und Minden bleibt weiterhin vom Verletzungspech verfolgt, muss auch beim Rückspiel auf sechs Spieler verzichten. Das Duell der beiden Bundesligisten scheint dementsprechend bereits im Vorhinein eine vermeintlich klare Angelegenheit zu werden. Wäre da nicht die körperliche Belastung, der sich ein Großteil der Löwen-Profis in den letzten Wochen ausgesetzt hat. Zahlreiche kräftezerrende und intensive WM-Spiele, minimale Regenerationszeit zwischen Weltmeisterschaft und entscheidendem K.o.-Duell, ein aufreibender Pokal-Fight in Hannover, sowie, wenige Tage später, der Bundesligaauftakt 2023 in Minden. Die große Frage: Wie wirkt sich der extreme Kraftaufwand auf die Spieler aus?      

Gerade hinsichtlich der Tatsachen, dass Minden „nur“ zwei WM-Fahrer in den eigenen Reihen hat, zudem die Mission „Klassenerhalt“ in nahezu ausverkaufter Halle äußerst motiviert angehen wird. Gedanken, die den ein oder anderen Löwen-Fan beschäftigt haben dürften; Zweifel, die die Löwen innerhalb der ersten 15. Spielminuten im Keim ersticken! Die Art und Weise, wie die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze in Minden auftritt, ist Sinnbild für die Rhein-Neckar Löwen der Saison 2022/2023. Maximales Tempo, eine annährend perfekte Effizienz im Offensivspiel, eine ebenso stabile wie agile Defensivarbeit und eine Torhüterleistung der Extraklasse sind wieder einmal die Faktoren des Erfolgs. Mit 40:29 sehen Zuschauer und Löwen-Fans nicht nur einen deutlichen Sieg der Gelbhemden, den 15. im 19. Saisonspiel, sondern werden zudem Zeuge einer Handvoll besonderer Momente.

Schwedisches Stoppschild & löwenstarkes Offensiv-Spektakel: Löwen-Außen im Fokus

Uwe markiert sein 2.400 Bundesliga-Tor

In der Anfangsphase des Spiels sind es vor allem Uwe Gensheimer und Löwen-Kapitän Patrick Groetzki, die sich durch ihre Treffer in den Vordergrund spielen. Vor allem ‚Johnny‘ hat einen absoluten Sahnetag erwischt, macht allein in der ersten Halbzeit sechs Tore – eines schöner als das andere. Der Kapitän packt seine beeindruckende Palette an Wurfvariationen aus, präsentiert ebenso Dreher und Heber wie gewaltige Geschosse. Insgesamt zehnmal netzt das Löwen-Urgestein an diesem Tag, macht es sich zur „Belohnung“ bereits zehn Minuten vor Schluss auf der Auswechselbank bequem und übergibt an Stellvertreter Niklas Michalski. „Nach einer langen WM und zwei Spielen in kurzer Zeit ist es ein gutes Zeichen, dass wir wieder so performen können als Mannschaft. Wir freuen uns jetzt auf ein paar freie Tage“, zieht der glückliche Linkshänder im Interview nach dem Spiel ein positives Fazit.

Apropos Niklas Michalski: Der junge Rechtsaußen zeigt, dass er seine Verletzung zum Jahresende 2022 bestens überstanden und auskuriert hat, erzielt mit einem weiten Wurf in das verwaiste Tor GWDs ‚ausgerechnet‘ den 40. Löwen-Treffer. Eine Begebenheit, die in diversen (Amateur-)Mannschaft schon einmal das Ausrichten eines Kabinenfestes oder das Bereitstellen des ein oder anderen Getränkes nach sich zieht. Den nächsten Meilenstein seiner großartigen Karriere darf Uwe Gensheimer in der zehnten Spielminute feiern. Vom Siebenmeterpunkt bringt er den Ball, in gewohnter Manier, nicht nur sicher zum 7:4 am gegnerischen Torhüter vorbei, sondern erzielt gleichzeitig seinen Treffer 2.400 in der Handball-Bundesliga. Mit dem Überschreiten dieser magischen Grenze liegen lediglich noch sechs Spieler in der ewigen Torschützenliste der HBL vor ihm. Dass er Holger Glandorf (Platz 6 / 2429 Tore) und Robert Weber (Platz 5 / 2435 Tore) überholen wird, ist nur noch eine Frage der Zeit. Eines ist jetzt schon Gewiss: Ganz egal, bei wie vielen Tore Uwe schlussendlich landen wird – schon jetzt ist er eine Legende des deutschen Handballs.

Schwedisches Stoppschild & löwenstarkes Offensiv-Spektakel: Apfel ist zur Stelle

Apfel ist mit 19 Paraden in 37 Minuten Matchwinner

Angeführt von Spielmacher Darmoul, Europameister Niklas Pieczkowski und Löwen-Leihgabe Philipp Ahouansou, der beim Aufwärmen Löwen-Staff und -Spieler persönlich begrüßt, verfügt Minden in der Offensive über einen wurfgewaltigen Rückraum, auf den sich die Abwehrreihe in den Anfangsminuten erst einmal einstellen muss. Nachdem sich der Defensivverbund der Löwen um Olle Forsell Schefvert, Ymir Örn Gislason und Jannik Kohlbacher, der neben seiner starken Abwehrleistung zusätzlich noch acht Treffer zum Sieg besteuert, gefunden hat, kommen die Hausherren nur noch selten zu aussichtsreichen Torchancen. Und wenn, dann scheitern die Gastgeber am Stoppschild in Menschenform: Mikael Appelgren. Der schwedische Nationalkeeper entnervt die Mindener Angriffsreihe, pariert Wurf um Wurf. Ob aus einem aussichtsreichem Winkel von den Außen, frei vom Kreis oder mit einer Menge Wucht aus dem Rückraum: Apfel ist stets spektakulär zur Stelle, gibt dadurch seinen Teamkollegen auf dem Feld einen entscheidenden Push und beendet die Partie mit einer fantastischen Fangquote von 54%.

Eine löwenstarke Leistung, die der sympathische Schwede nicht für sich allein beansprucht: „Es war ein super Zusammenspiel mit der Abwehr und ich bin stolz, dass wir auch heute wieder so schnell zusammengefunden haben. Natürlich freue ich mich, dass ich der Mannschaft helfen kann.“ Beim Stand von 22:32, fünfzehn Minuten vor Ende der Partie, ist die Messe gelesen: Weder die Löwen vermitteln den Eindruck, hier noch etwas anbrennen zu lassen, noch erlebt Minden die „zweite Luft“. Dies gibt Sebastian Hinze die Chance, den Stammkräften eine Pause zu gönnen und Mannschaft sowie System etwas zu variieren. So agiert fortan Robert Timmermeister im linken Rückraum, deckt dazu in der Defensive im Innenblock. Und das junge Talent macht seine Sache mehr als ordentlich, packt in der Abwehr resolut zu, trägt sich, nach Assist Juri Knorr, zudem in die Torschützenliste ein. Das Spiel in Minden zeigt wieder einmal: Die Löwen haben einen richtig guten Weg eingeschlagen – sowohl mit Blick auf die sportlichen Erfolge als auch das Auftreten der Profis. Die Spieler geben einhundert Prozent Einsatz auf dem Feld, spielen einen sehr ansehnlichen Handball, lassen dabei weder Lust noch Motivation vermissen. Neben dem Sieg eine ebenfalls immens wichtige Nachricht: Es gibt keine Verletzung bei den Löwen. Wieder einmal mehr Beweis dafür, dass nicht nur das Trainer-Trio, sondern ebenso die medizinische Abteilung eine hervorragende Arbeit leistet.