Viertelfinale! Europa-Tour der Löwen geht in nächste Runde

Bei der Premiere im SNP dome zu Heidelberg machen es die Mannheimer wieder einmal spannender als nötig / Nexe erweist sich als Kämpfertruppe mit Köpfchen und Herz

Einmal mehr Dank ihrer Routiniers Andy Schmid und Andreas Palicka haben die Rhein-Neckar Löwen ihre europäische Pflicht erfüllt und stehen im Viertelfinale der EHF European League. Es war ein Kraftakt, den die Löwen dafür leisten mussten am Dienstagabend bei ihrer Premiere im SNP dome zu Heidelberg. Nach dem 27:25 im Hinspiel reichte das 27:27 (14:12), um sich nach zwei Spielen mit zwei Toren Vorsprung gegen RK Nexe aus dem kroatischen Nasice durchzusetzen. Dabei verhinderten vor allem eigene Fehler eine frühere Entscheidung und ein deutlicheres Endresultat.

Die Löwen brauchen knapp vier Minuten, um in die Partie zu finden. Nach Pfostenknaller Philipp Ahouansous und vergebenem Siebenmeter von Andy Schmid ist es die erste Parade von Andreas Palicka, die als Initialzündung dient. So versenkt Ahouansou den zweiten Versuch zum 1:1 im Nexe-Tor (5.), Mait Patrail schließt nach Ballverlust der Kroaten zum 2:1 ab (6.). Zwar dauert es ein wenig, bis sich die Löwen in ihrer neuen Formation zurechtgefunden haben. So beginnt Albin Lagergren als Ersatz für den verletzten Patrick Groetzki auf der Rechtsaußen-Position. Die linke Flanke besetzen, wie schon zuletzt gegen Minden, Jerry Tollbring und Ahouansou. In der Abwehr setzt Martin Schwalb auf eine 5-1-Formation mit Ymir Örn Gislason auf der Spitze und Patrail solo im Zentrum.

Ein 3:0-Lauf bringt den Löwen dann mit 5:2 die erste deutlichere Führung (10.). Das Mittel der Wahl: Tempo, Tempo, Tempo. In der Abwehr gewonnene Bälle werden im Express-Format nach vorne geschickt. Linksaußen Tollbring tut sich hierbei einmal mehr als perfekter Gegenstoß-Organisator hervor. Nicht weniger spektakulär arbeitet Jannik Kohlbacher am Kreis. Nach feinem Pass von Schmid packt der Bär einen unfassbar feinen Dreher aus, trifft traumhaft zum 6:3 (13.). Nexe lässt sich nicht aus dem Konzept bringen. Auch die Kroaten drücken aufs Tempo, wo immer es geht, und so trifft deren Top-Spieler Halil Jaganjac per Gegenstoß zum 7:6 – Anschluss wiederhergestellt (18.).

Viertelfinale! Europa-Tour der Löwen geht in nächste Runde / Kohlis neue Abwehrqualitäten

Dass die Löwen in der Folge sogar auf vier Tore davonziehen, Nexes Fehler eiskalt bestrafen und über alle Positionen zum Erfolg kommen, beim 12:8 sehr komfortabel führen (25.) – all das lässt Nexe kalt. Sie bleiben ihrem Spiel treu, warten auf Fehler – und bekommen sie. Innerhalb einer knappen Minute werfen die Löwen vier Bälle weg und können froh sein, dass beim 12:11 immerhin noch ein Tor des schönen Vorsprungs übrig ist. Kohlbacher vereitelt einen Gegenstoß des Gegners: großes Kino! Am Ende nehmen die eigentlich klar überlegenen Mannheimer ein 14:12 mit in die Halbzeitpause.

Wirklich beruhigend können die Löwen das Spiel aber auch nach dem Seitenwechsel nicht gestalten. Beim 16:16 durch den sechsten erfolgreichen Siebenmeter von Nexe-Spielmacher Janko Kevic ist die Partie wieder praktisch auf null gestellt (37.). Wichtig, wie Lukas Nilsson gegen Marko Mrdenovic die dritte Zeitstrafe, damit die Rote Karte sowie das 17:16 zieht (38.). Es wird immer klarer: Klar wird dieses Spiel auf keinen Fall. Nun kombinieren die Kroaten mustergültig über den Kreis, wo Zivan Pesic Treffer um Treffer erzielt. Als er das 18:19 markiert, Nexe kurz davor steht, in Summation beider Spiele gleichzuziehen, nimmt Löwen-Trainer Martin Schwalb die Auszeit (43.).

Es sollte tatsächlich DIE Auszeit werden, denn danach standen Mait Patrail und Uwe Gensheimer auf dem Feld – und wieder Andy Schmid, der zwischenzeitlich Romain Lagarde platzgemacht hatte. Und was macht Schmid? Er macht Schmid-Dinge. Er merkt, dass seine Mannschaft nun dringend Hilfe braucht. Und er marschiert gegen alle Widerstände voran. Was in den nächsten Minuten passiert, erinnert stark an das Pokalfinale 2018, in dem der Schweizer nach der Pause die Partie an sich riss. Jetzt wiederholt sich die Geschichte. Schmid erzielt die nächsten sechs (!) Löwen-Treffer, stellt auf 19:19, 20:20, 21:20, 22:21, 23:21 und 24:21. Erst, als mit seinem sechsten Tor das Pendel wieder klar auf Löwen-Seite ausschlägt, nimmt er den Fuß vom Gas (51.). Was für ein Auftritt!

Dass es am Ende etwas lockerer zugeht, die Partie austrudelt und Nexe sich so stark wehrt, dass sie sich mit dem 27:27 in der Schlussminute das Unentschieden redlich verdienen – geschenkt! Die Löwen stehen im Viertelfinale der EHF European League. Die Europa-Tour 2020/21 geht in die nächste Runde!

Rhein-Neckar Löwen – RK Nexe 27:27 (14:12)

Löwen: Palicka, Katsigiannis (ab 58.), Späth – Schmid (6), Gensheimer, Veigel, Kirkeløkke, Lagarde (1), Patrail (2), Tollbring (7/3), Ahouansou (2), Lagergren (3), Gislason, Nielsen, Nilsson (2), Kohlbacher (4)   

Nexe: Car, Radovanovic (ab 50.) – Bakic (2), Mileta (1), Mrdenovic, Barisic (2), Jelinic (1), Vida, Micevic (1), Blazevic, Severec (1), Pesic (7), Kevic (7/6), Tomic, Jaganjac (5), Pribetic

Trainer: Martin Schwalb – Branko Tamse

Schiedsrichter: Robert Harabagiu / Silviu Stanescu (Rumänien)

Strafminuten: Patrail (2), Gislason (2) – Mrdenovic (6)

Rote Karte: Mrdenovic (38., 3. Zeitstrafe)

Siebenmeter: 3/5 – 6/6

Löwen: Schmid scheitert an Radovanovic (3.), Gensheimer an Car (45.)

Spielfilm: 0:1, 2:1, 2:2, 5:2, 7:6, 10:7, 12:8, 12:11, 13:11, 14:12 (HZ), 15:13, 16:14, 16:16, 18:16, 18:18, 18:19, 19:20, 21:20, 21:21, 24:21, 26:23, 27:24, 27:27 (EN)