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Vollgas vor dem großen Moment
Vor der Verabschiedung von Andy Schmid wollen die Löwen im letzten Heimspiel der Saison gegen den THW Kiel noch einmal beweisen, was in ihnen steckt
Ein Duell zwischen den Rhein-Neckar Löwen und dem THW Kiel war in den letzten Jahren stets Garant für besondere Momente und Emotionen. Egal ob in der LIQUI MOLY Handball Bundesliga, im DHB-Pokal, in der EHF Champions League oder im Supercup: Wenn die Löwen gegen den Rekordtitelträger aus dem Norden antraten, lieferten sich die beiden Kontrahenten packende Begegnungen, mit denen sie die Handballfreunde landauf, landab elektrisierten. Heute (19.05 Uhr) treffen die Badener in ihrem letzten Heimspiel der Saison zum insgesamt 53. Mal in einem Pflichtspiel auf den THW, zweifelsohne noch einmal ein absolutes sportliches Highlight für alle Löwenfans, aber in diesem Fall insbesondere auch ein gebührender Rahmen für den Mann, dem nach der Partie der große Moment des Abends gehört: Andy Schmid.
„Andy hat die Löwen geprägt wie kein anderer. Seine individuellen Qualitäten sind im Handball wohl einzigartig. Nun gibt es die Möglichkeit, ihm Respekt zu zollen für das, was er für die Löwen geleistet hat, aber auch für das, was er in seiner Zeit in der Bundesliga geschafft hat. Deshalb steht die Verabschiedung von Andy sicherlich von der Bedeutung über dem Spiel, aber wir wollen diesen besonderen Augenblick natürlich auch mit einer guten Leistung gegen Kiel ordentlich vorbereiten“, so Löwen-Chefcoach Ljubomir Vranjes, der sich heute ebenso wie Mait Patrail, Ilija Abutovic und Nikolas Katsigiannis vom heimischen Publikum verabschiedet.
Vollgas vor dem großen Moment: Hoffen auf Phase vier
Für Ljubomir Vranjes schließt sich heute so etwas wie ein kleiner Kreis, denn zum ersten Mal stand er Anfang Februar beim Pokal-Viertelfinale gegen Kiel in Heidelberg an der Seitenlinie der Löwen, bei seinem letzten Heimspiel in dieser Funktion – fast auf den Tag genau vier Monate später – geht es erneut gegen den THW. Für einen, der sein halbes Handballer-Leben bei der SG Flensburg-Handewitt verbracht hat, ist das immer etwas ganz Besonderes. Am Sonntag in Magdeburg endet dann die Mission des 48-Jährigen als Übergangstrainer der Badener, auf die er recht zufrieden zurückblickt: „Ich bin froh, dass ich diese Aufgabe hier gemacht habe und denke, ich habe es geschafft, für Sebastian Hinze eine Mannschaft aufzubauen, mit der er künftig gut arbeiten kann. Es waren eigentlich drei Phasen, die ich hier mit der Mannschaft erlebt habe. Als ich hier angefangen habe, waren die Spieler verunsichert, hatten kaum Selbstbewusstsein und wirkten verkrampft. Sie brauchten eine Struktur und eine klare Rollenzuweisung, das habe ich versucht umzusetzen, und ich glaube, das hat viel geholfen, um wieder den Spaß am Handball zurückzubringen. Mein Ziel war es, wieder Spiele zu gewinnen und in der Tabelle weiter nach oben zu klettern. Das ist dann auch gelungen und die Mannschaft hat gut gespielt.“
Nach dem guten Start sei es dann aber auch gleich wieder schwieriger geworden, so Vranjes: „Genau dann, als die Möglichkeit da war, auf die Europapokalplätze zu kommen, ging die Luft wieder raus, und das ist die dritte Phase, die mir natürlich nicht so gut gefallen hat. In Göppingen fehlte es uns an Aggressivität in der Abwehr und auch an Qualität im Angriff. Aber bis auf die letzten beiden Wochen bin ich sehr zufrieden.“ Nun hofft Vranjes noch einmal auf eine Phase vier: „Jetzt haben wir noch zwei schwere Spiele vor uns und ich erwarte, dass die Spieler noch einmal alles geben, um sich gut aus der Saison zu verabschieden.“
Vollgas vor dem großen Moment: Verletzte spielen keine Rolle
Heute Abend könnten die Löwen im Fernduell um die Champions-League-Plätze in der LIQUI MOLY Handball Bundesliga zum Zünglein an der Waage werden. Aktuell belegt der THW Kiel in der Tabelle den zweiten Rang, der letztlich die Teilnahme am höchsten europäischen Vereinswettbewerb bedeutet, doch um diesen gegen den hartnäckigen Konkurrenten Füchse Berlin aus eigener Kraft abzusichern, braucht Kiel noch einen Sieg aus den letzten beiden verbleibenden Spielen. Diesen will das Team von Trainer Filip Jicha natürlich gerne schon in der SAP Arena einfahren und erst gar nicht auf den zweiten Matchball am Sonntag zuhause gegen FRISCH AUF! Göppingen warten. Allerdings musste Kiel am vergangenen Sonntag den nächsten personellen Rückschlag verkraften: Rückraum-Ass Sander Sagosen verletzte sich im Nordduell gegen Hamburg und fällt mehrere Monate aus.
Eine prägnante Schwächung für die Zebras, einen Vorteil für die Löwen sieht Chefcoach Ljubomir Vranjes dadurch jedoch nicht unbedingt: „Klar ist es ein Hammerverlust, wenn ein Spieler wie er ausfällt, vor allem weil das Spiel von Kiel auch auf seinen Druck ausgerichtet ist. Aber der THW verfügt über sehr viele gute Spieler und diese treten gegen ein Team an, das momentan den zehnten Platz belegt. Von daher denke ich nicht, dass dieser Ausfall eine große Rolle spielen wird. Das ist eine Top-Mannschaft mit enormer Qualität.“
Zum Duell zwischen den beiden Ausnahmekönnern der Liga Andy Schmid und Sander Sagosen kommt es heute Abend also nicht, dafür gibt es ein anderes außergewöhnliches Wiedersehen in der SAP Arena, auf das sich sicherlich auch einige Löwenfans freuen werden. Bjarte Myrhol, kurzfristig nach dem Ausfall von Hendrik Pekeler nachverpflichtet, kehrt im Trikot der Kieler in die Höhle der Löwen zurück – und das zum letzten Bundesliga-Heimspiel seines Kumpels Andy Schmid.
Vollgas vor dem großen Moment: Volle Halle – volle Konzentration
Dieser äußerte vor einigen Wochen als größten Wunsch für seinen Abschied, noch einmal vor einer vollen SAP Arena spielen zu dürfen, und tatsächlich werden die Ränge heute Abend so voll sein, wie schon lange nicht mehr: Gut 11. 500 Tickets waren gestern verkauft, eine Kulisse, die durchaus die gesamte Mannschaft beflügeln kann, meint auch Ljubomir Vranjes: „Das wird eine tolle Atmosphäre und wir haben nichts zu verlieren. An einem guten Tag können wir auch den THW schlagen. Wenn wir gewinnen wollen, brauchen wir jedoch einen sehr konzentrierten Auftritt von der ersten bis zur letzten Minute.“
Ob sich Andy Schmid dabei den Gedankenspielen um die Minuten nach der Schluss-Sirene völlig entziehen kann, ist für den Löwen-Chefcoach nachrangig: „Klar ist das für Andy eine besonders emotionale Situation und man weiß nicht, ob er vollkommen mit dem Kopf beim Spiel bleiben kann. Ich denke, er kann das weitgehend ausblenden, aber auch wenn nicht, wird dies in dieser Partie nicht entscheidend sein, denn hier muss jeder Spieler von uns eine Top-Leistung bringen. Das wird wohl die größere Herausforderung sein. Aber wir wollen vor unseren Fans noch einmal Vollgas geben, bevor Andys großer Moment kommt.“
Tickets für Kurzentschlossene sind noch an der Tageskasse der SAP Arena erhältlich, die Halle öffnet um 17.35 Uhr. Alle, die nicht live vor Ort dabei sein können, haben die Möglichkeit, die Partie auf SKY, im Löwen-Fanradio von RPR1. oder im Liveticker auf den Social-Media-Kanälen der Löwen zu verfolgen.