Veröffentlichung:
Wiedersehen mit Weltmeistern
Löwen am Sonntag bei TSV GWD Minden gefordert
Als Malte Semisch am „Sky“-Mikrofon nach den kommenden Aufgaben gefragt wurde, sagte der Schlaks: „Wir wollen die ärgern, wollen giftig und unangenehm sein.“ Semischs Mindener hatten gerade 28:24 in Coburg gewonnen und damit wichtige Punkte im Abstiegskampf der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gesammelt. Dass die nun am Sonntag um 16 Uhr anstehende Begegnung mit den Rhein-Neckar Löwen kein reines Bonusspiel ist, brauchte der Torwart nicht zu betonen.
Der Turn- und Sportverein Grün-Weiß Dankersen hat in dieser Saison schon mehrmals bewiesen, dass er gegen die Top-Teams der Liga meistens auch eine Top-Leistung abruft. Vor zwei Wochen schlitterte der Traditionsverein haarscharf an einem Punktgewinn in Magdeburg vorbei, verlor am Ende unglücklich 28:29. Bereits Ende Oktober, zu Beginn der Saison, gab es ein spektakuläres 31:26 gegen die Füchse Berlin, eine Woche vorher ein 24:24 in Melsungen. Auf der anderen Seite haben sich die Mindener auch schon einige Aussetzer erlaubt, darunter eine 24:30-Klatsche bei den Eulen Ludwigshafen sowie Anfang Februar erst eine 20:27-Abreibung zuhause gegen Balingen.
Feststeht: Gegen die Wundertüte GWD muss man aktuell mit allem rechnen. Stellvertretend dafür steht Christoffer Rambo. Der Norweger kann auf halbrechts an einem guten Tag jede Mannschaft auseinandernehmen – an einem schlechten Tag aber auch das eigene Team in schwere Bedrängnis bringen. Rambo, der Minden im Sommer nach dann acht Jahren gen Heimat verlassen wird, steht sinnbildlich für die ein wenig launisch gewordene grün-weiße Truppe. Was Löwen-Trainer Martin Schwalb nicht davon abhält, GWD genauso ernst zu nehmen wie seine Mannschaft in die Pflicht.
„Die Herausforderung liegt ganz bei meinen Jungs“, sagt der erfahrene Handball-Fachmann und führt aus: „In solchen Spielen wie am Sonntag können sie beweisen, dass sie in der Lage sind, eine gewisse Stabilität zu haben.“ Sprich: Berlin und das gebührend gefeierte 29:23 sind Vergangenheit. Jetzt gilt nur noch der Blick nach vorne, auf Minden, auf eine gestandene Bundesliga-Mannschaft. „Die haben gute Leute, da muss man nur einen Rambo, einen Semisch, einen Carsten Lichtlein, Doruk Pehlivan oder Juri Knorr erwähnen“, zählt Schwalbe auf. Neben Knorr, der im Sommer zu den Löwen wechselt, gibt es auch ein Treffen mit einem Ex-Löwen.
Wiedersehen mit Weltmeistern
Christian Zeitz, wie Lichtlein Weltmeister von 2007, wurde beim TSV Östringen handballerisch erwachsen, stieg mit der frisch gegründeten SG Kronau-Östringen 2003 in die Bundesliga auf und ging danach von hier aus in die weite Handball-Welt. Seit dieser Saison ist „Zeitzi“ ein Mindener, kommt bei GWD vor allem in der Abwehr zum Einsatz und wird gegen die Löwen nach einer Ein-Spiel-Sperre wieder hoch motiviert auf dem Feld stehen. „Minden kommt generell über den Kampf, ist eine unangenehme Mannschaft, vor allem zuhause“, sagt Löwen-Coach Schwalb, der genau weiß, was auf ihn und seine Jungs in Ostwestfalen zukommt.
„Minden hat mit dem Sieg in Coburg Selbstvertrauen getankt. Die haben das cool durchgezogen gegen eine Mannschaft, die bis dahin klar im Aufwind war.“ Umso wichtiger aus Schwalbe-Sicht, dass er – bis auf den langzeitverletzten Mikael Appelgren – mit dem kompletten Kader anreisen kann. „Wir haben mittlerweile ein Grundgerüst“, sagt der Trainer und meint damit nicht nur das Personal an sich, sondern auch die Struktur innerhalb des Teams und auf dem Feld. Die Voraussetzungen, zwei weitere Punkte für einen Platz im europäischen Wettbewerb zu sammeln, sind also gegeben.
Apropos Europa. Am Freitag wertete die EHF, die europäische Handball-Föderation, einige Nachholspiele am sogenannten grünen Tisch. Das Auswärtsspiel der Löwen bei Eurofarm Pelister Bitola geht demnach mit 0:10 Toren und 0:2 Punkten in die Tabelle von Gruppe D der EHF European League ein. Begründung: Wegen der Termin-Enge kann das Spiel nicht mehr nachgeholt werden, das vergangenen Dienstag deshalb ausfiel, weil die Löwen aufgrund von Reiserestriktionen der jeweiligen Länder nicht nach Nordmazedonien reisen konnten.
Das „Gute“ daran: An der Grundsituation ändert das nichts, die Löwen gehen so oder so als Gruppensieger ins Achtelfinale. Auf wen sie dort treffen, entscheidet sich am Dienstag im direkten Duell zwischen Montpellier HB und RK Nexe.