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„Wir werden uns jetzt alle gegenseitig helfen müssen“

Löwen-Cheftrainer Martin Schwalb zur Situation vor dem Heimspiel am Sonntag gegen Balingen

Martin Schwalb ist als erster am Ball.

Fünf Spiele, null Punkte: Der HBW Balingen-Weilstetten kommt am Sonntag als Tabellenvorletzter zum Zweiten Rhein-Neckar Löwen, der mit 8:2 Zählern sehr ordentlich in die Saison gestartet ist. Warum das 13.30-Uhr-Duell des 6. Spieltages in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga dennoch kein Selbstläufer für den Favoriten ist, kann Löwen-Coach Martin Schwalb in wenigen Sätzen erklären. Übertragen wird die Partie von Sky sowie im Fan-Radio von Löwen-Partner RPR1.

„Balingen hat sich bisher ganz klar unter Wert verkauft. Das ist eine gute Mannschaft, das haben wir beim BGV Cup erfahren. Die Jungs sind körperlich stark, das gilt nicht nur, aber vor allem für den Innenblock. Dazu kommt, dass die Balinger sehr eingespielt sind, was es für jeden Gegner schwermachen kann, gegen sie anzukommen. Man sollte sich also auf keinen Fall von den bisherigen Ergebnissen täuschen lassen und diese Truppe unterschätzen“, fasst Schwalbe seine Gegner-Analyse zusammen. Sein Ansatz: Lieber mit ein bisschen mehr Demut in die Spiele gehen, als lärmend aufs Parkett zu ziehen – und dies womöglich hinterher zu bereuen.

Ihr Fett wegbekommen haben in dieser Spielzeit schon alle Mannschaften – inklusive der Top-Favoriten Kiel und Flensburg. Die Löwen hatten ihren Waterloo-Moment zuhause gegen Leipzig, die anschließend gegen Göppingen und Stuttgart in die Schranken verwiesen wurden. Und Balingen? Bis auf die beiden deutlichen Niederlagen in Göppingen und Essen waren sie immer auf Augenhöhe. Ob beim 23:25 gegen Melsungen, beim 28:30 gegen Stuttgart oder 26:27 gegen die Eulen: Am Ende eines großen Kampfes war auch eine gute Portion Pech dabei, die einen Punktgewinn der Gallier von der Alb verhinderte.

Balingen lauert auf Schwächephase der Löwen

Die Löwen erwartet gegen Balingen ein Kampfspiel.

„Trotz der Verletzungsmisere ist und bleibt der aktuelle Tabellenführer am Sonntagnachmittag haushoher Favorit im Spiel gegen die Gallier. Die können deshalb völlig unbeschwert ins Nordbadische nach Mannheim fahren. Sie haben dort nichts zu verlieren. Sie werden, wie zuletzt im Finale des BGV Handball Cup, den Rhein-Neckar Löwen möglichst lange die Stirn bieten, und sollte sich der Favorit eine Schwächephase erlauben, haben sich Jona Schoch und Co. vorgenommen, diese für sich zu nutzen“, schreibt der HBW auf seiner Internetpräsenz. Es ist also durchaus mit selbstbewussten Gästen zu rechnen in der SAP Arena, egal, was die Tabelle als Ausgangslage verheißen mag. Beim BGV Handball Cup im September zeigten die Schwaben schon einmal, dass sie die Badener gerne und gut ärgern können. In einem umkämpften Finale stand es am Ende 31:28 für die Löwen, die dabei Jannik Kohlbacher mit einer schweren Ellenbogenverletzung verloren.

Tatsächlich ist seitdem die Ausfallliste der Löwen bedrohlich angewachsen. Geballt hat es sie am Kreis (Kohlbacher, Nielsen) und im Tor (Appelgren, Palicka) erwischt, dazu kommt Alex Petersson im rechten Rückraum bzw. auf rechts außen. „Ohne beide Stammtorhüter auflaufen zu müssen, das ist hart. Ich habe versucht, mich an eine solche Situation in meiner Trainerlaufbahn zu erinnern, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Das macht es für uns natürlich besonders schwer“, kommentiert Martin Schwalb die außergewöhnliche Personallage und leitet daraus einen ganz zentralen Satz ab: „Wir werden uns jetzt alle gegenseitig helfen müssen – mehr noch als bisher schon.“

Die Abwehr so hinzustellen wie beim 26:20-Sieg in Erlangen, das wäre der erste Schritt. Vorne mehr Dynamik in die Aktionen zu bekommen, mehr Wucht insbesondere von den Halbpositionen zu entwickeln – das wäre Schritt Nummer zwei. Und dadurch sowohl einfache Positionsangriffs-, als auch Gegenstoß-Tore zu verhindern, was wiederum den dritten Schritt bedeuten würde hin zum wichtigen dritten Heimsieg in dieser Saison. Dass die Löwen dabei wie bisher auf den Heimvorteil wegen der fehlenden Zuschauer verzichten müssen, macht es nicht einfacher.

„Das ist ein anderes Handball-Spiel, ein anderes Heimspiel. Da gewinnt meistens der, der die bessere Tagesform hat“, sagt Andy Schmid in der aktuellen Ausgabe des Löwen-Podcasts. Bleibt zu hoffen, dass die Form am Sonntag für die Löwen spricht.